Forschung und Innovation
Die UZH fördert die Forschungsvielfalt und nutzt sie strategisch und kreativ, indem sie interdisziplinäre Schwerpunkte setzt.
Die UZH ist der Vielfalt gleichberechtigter Forschungskulturen, der Interdisziplinarität, der unabhängigen und freien Forschung sowie einer intensiven nationalen und internationalen Zusammenarbeit verpflichtet. Zugleich verfolgt die UZH in ihrer Forschungsförderung die Strategie, Stärken weiter zu stärken, um ihre führende Stellung in der internationalen Forschungsgemeinschaft zu behaupten und weiter auszubauen.
Zusammen mit der Universität Genf und seit 2024 auch mit der Universität Neuenburg ist die UZH Heiminstitution des 2019 lancierten Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) «Evolving Language». Der NFS, der 2024 in die zweite Förderungsphase eintrat, untersucht die Entstehung und Veränderung von Sprache und verbindet dazu Forschungsgruppen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Computer- und Naturwissenschaften. Der Schweizerische Nationalfonds unterstützt diesen NFS in den kommenden vier Jahren mit 20.4 Mio. CHF. Die UZH ist zudem an zehn weiteren NFS beteiligt.
Die Universitären Forschungsschwerpunkte (UFSP) sind seit 2005 ein zentrales Instrument der Schwerpunkt- und Netzwerkförderung an der UZH. Sie werden kompetitiv mit einer maximalen Laufzeit von zwölf Jahren ausgeschrieben und verknüpfen Forschungskompetenzen verschiedener Disziplinen zur Lösung von wissenschaftlichen Fragestellungen in gesellschaftlich relevanten Bereichen. 2024 liefen die acht UFSP der zweiten Serie aus. Ihre Bilanz ist sehr erfreulich. 36 neue Professuren mit neuen Denominationen wurden geschaffen, Drittmittel in der Höhe von über 270 Mio. CHF eingeworben und 473 Nachwuchsforschende ausgebildet, die zum Teil an international renommierte Lehrstühle berufen wurden. Mit zahlreichen Forschungsergebnissen trugen die UFSP zur Reform der Finanzmarktregulierung bei, erweiterten das Verständnis der Biodiversität, bauten Brücken zwischen Krebsforschung und Krebsbehandlung, durchleuchteten die Dynamiken sozialer Netzwerke, trieben die Entwicklung künstlicher Fotosynthese zur Energiegewinnung voran, analysierten die Anpassung von Krankheitserregern an veränderte Umweltbedingungen und setzten Standards in der raumbezogenen interdisziplinären Sprachforschung und beim Verständnis gesunden Alterns. Die UFSP erzielten auch in der Politikgestaltung Erfolge; so übernahm beispielsweise die WHO die vom UFSP Dynamics of Healthy Aging geprägte Definition des gesunden Alterns.
Die Förderungsstrategie der UZH zielt auf eine nachhaltige Wirkung, entsprechend werden viele der in den UFSP aufgebauten Kompetenzen, Netzwerke, Methodiken und Technologien der UZH und der Gesellschaft auf lange Sicht zugutekommen. Aus den UFSP der zweiten Serie gingen unter anderem das Center for Financial Market Regulation , das Comprehensive Cancer Center Zürich , das Healthy Longevity Center , die nationale Technologieplattform «Linguistic Research Infrastructure» (LiRI) und das UZH Blockchain Center hervor. Die UZH stellt für die UFSP gesamthaft jedes Jahr rund 16 Mio. CHF zur Verfügung. Für die fünf UFSP der dritten Serie begann 2024 die zweite von drei vierjährigen Finanzierungsphasen. Die UFSP befassen sich mit der Biologie des Lernens, mit digitalen Religionen, Gleichheit und Ungleichheit, menschlicher Fortpflanzung sowie seltenen Krankheiten.
Die 2021 an der UZH lancierte Förderlinie TRANSFORM hat sich als wichtiges und nachhaltiges Instrument der Schwerpunkt- und Netzwerkförderung etabliert. So gründeten beispielsweise die Vetsuisse -, die Medizinische und die Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät 2022 mit Hilfe einer Anschubfinanzierung von TRANSFORM gemeinsam das erste One Health Institute an einer europäischen Universität. Der Forschungsansatz «One Health» verbindet die Expertise verschiedener Fächer, um die Wechselbeziehungen zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt zu untersuchen und damit globalen Gesundheitsproblemen effektiver zu begegnen. Die erste von drei geplanten Professuren wurde 2024 besetzt. Die Gründung des One Health Institute erfolgte in der strategischen Absicht, die Zusammenarbeit der daran beteiligten Disziplinen auch auf internationaler Ebene zu stärken. 2022 trat die UZH der Hochschulallianz Una Europa bei, die One Health ebenfalls als einen ihrer Schwerpunkte (Focus Areas) fördert. Als erwünschte Folge davon ist die UZH heute Teil des bedeutendsten europäischen One-Health-Netzwerks, was ihr viele Möglichkeiten eröffnet, grenzüberschreitend Synergien zu nutzen und ihre Potenziale international zur Geltung zu bringen.
An der Generalversammlung von Una Europa in Zürich im Juni 2024 stand das Thema One Health auf Initiative der UZH im Zentrum des gegenseitigen Austauschs. Bei einem zusammen mit Swissnex organisierten Dreieckstreffen im Dezember 2024 im indischen Bangalore vertieften exzellent besetzte Delegationen des Indian Institute of Science, der Makerere University und der UZH ihre Beziehungen und ebneten den Weg für eine engere globale Zusammenarbeit im Bereich One Health bzw. Planetary Health. Die guten Beziehungen, welche die Schweiz und Indien im Bereich Bildung, Forschung und Innovation seit vielen Jahren pflegen, waren die Grundlage für dieses Treffen, dem konkrete Kollaborationen (gemeinsame Doktorandenausbildung, Forschungsprojekte) in diversen Disziplinen folgen werden.
2024 bewilligte die UZH im Rahmen von TRANSFORM die Anschubfinanzierung von drei Projekten, die auf langfristige strukturelle Änderungen der Forschungslandschaft der UZH zielen:
Die UZH schafft wichtige Grundlagen für eine innovationsstarke Wirtschaft und Gesellschaft. Ihr Ziel ist, die Wirksamkeit dieser Anstrengungen weiter zu verstärken. Dabei kommt dem UZH Innovation Hub eine zentrale Rolle zu. Er unterstützt gezielt Personen und Netzwerke, um Forschungsergebnisse und kreative Ideen zur praktischen Anwendung zu bringen. 2024 wurde das erfolgreiche UZH Entrepreneur Fellowship Programm durch die neue Förderlinie Sustainable Society ergänzt, die Forschende aller Disziplinen dabei unterstützt, vielversprechende Ideen zur nachhaltigen Entwicklung umzusetzen. Gleichzeitig wurde 2024 ein Angebot zur Förderung unternehmerischer Fähigkeiten für Postdocs eingeführt, sodass nun an der UZH für alle akademischen Karrierestufen passende Angebote zur Verfügung stehen. Ebenfalls 2024 startete das neue Programm DRIVE (Drive Research-based Innovation Ecosystems). Anknüpfend an Eigeninitiativen von UZH-Angehörigen unterstützt es die Bildung leistungsstarker Netzwerke mit dem Ziel, Verbindungen zwischen Wissenschaft, Wirt
Zwei Beispiele für erfolgreiche Netzwerkstrukturen, die durch Anschubfinanzierung der UZH entstehen konnten, sind das Healthy Longevity Center und der UZH Space Hub. Beide setzen mittlerweile im Kanton Zürich und darüber hinaus wirkungsvolle Impulse. So wird am Switzerland Innovation Park Zurich (IPZ) in Dübendorf derzeit ein vielversprechendes Umfeld für die Zusammenarbeit von Forschung und Industrie in der Luft- und Raumfahrt geschaffen. Der UZH Space Hub mit seiner interdisziplinären Forschungsstärke und seinem internationalen Netzwerk ist dabei ein treibender Faktor. 2024 bezog er einen neuen Standort im Hangar 4 und ist damit auch räumlich in den IPZ eingebunden. Zudem ging der UZH Space Hub eine strategische Partnerschaft mit dem neu gegründeten Center for Space & Aviation ein, einer Drehscheibe zwischen Forschung und der aufstrebenden New Space Economy. Im Dezember 2024 ebnete eine gemeinsame Absichtserklärung den Weg für die Ansiedlung des internationalen Raumfahrt-Konsortiums Starlab Space am IPZ, der damit zukünftiger europäischer Standort von Starlab wird. Das Unternehmen will in Dübendorf einen seiner weltweit insgesamt drei Science Parks sowie einen Grossteil der Logistik für die geplante Raumstation Starlab aufbauen.
Die UZH hat sich dem Doktoratsprogramm «Cultural Heritage» der Hochschulallianz Una Europa angeschlossen. Sie beteiligt sich damit am Aufbau eines vielfältigen transnationalen Forschungs-Ökosystems, das Kulturwissenschaften, Archäologie und historische Wissenschaften verbindet. Das Programm bietet Doktorierenden der UZH sowie der zehn Partneruniversitäten die Möglichkeit, in einem mehrsprachigen und interdisziplinären Umfeld zu forschen. Die Doktorierenden profitieren von der breit gefächerten Expertise renommierter Universitäten und einem entsprechend grossen Spektrum an Austausch- und Betreuungsmöglichkeiten. Wer das Programm erfolgreich absolviert, erhält von zwei Universitäten der Allianz die Doktorwürde.
Am Institut für Pathologie und Molekularpathologie werden Gewebeproben in Flüssigstickstofftanks eingelagert. Diese Proben können später für die Forschung in der Präzisionsmedizin wieder aufgetaut und weiterverwendet werden.
Individuell zugeschnittene medizinische Therapien erhöhen langfristig die Wirksamkeit und reduzieren die Nebenwirkungen. Deshalb fördert die UZH gezielt die Entwicklung der Präzisionsmedizin. Für genauere Diagnosen, zuverlässigere Vorhersagen und besser an die einzelnen Patientinnen und Patienten angepasste Behandlungen werden grosse Mengen an Daten aus Forschung und klinischen Einrichtungen benötigt. Zudem braucht es für Fortschritte in der Präzisionsmedizin starke institutionelle Netzwerke. Die Forschungszentren The LOOP Zurich, das Tumor Profiler Center und das Comprehensive Cancer Center Zürich bündeln ihre Kompetenzen unter dem gemeinsamen Dach der Universitären Medizin Zürich (UMZH), zu der neben der UZH die ETHZ und die vier universitären Spitäler gehören. Seit 2024 arbeitet die UMZH in der Präzisionsmedizin auch mit dem EOC-Spital in Bellinzona und dem Kantonsspital Luzern zusammen.
Eine Schlüsselrolle spielt die Biomedizininformatik Plattform (BMIP), deren erste Beta-Version Anfang 2025 startet. Sie folgt bei der Verwaltung von Patienten- und Forschungsdaten denselben strengen Datenschutzanforderungen wie die Spitäler. Künftig sollen auch die Biobanken der Spitäler mit der BMIP verknüpft werden. Biobanken enthalten Gewebe und Körperflüssigkeiten und damit verbundende Daten. Der Zugang zu Biobanken mit molekularen Informationen verspricht einen weiteren Entwicklungsschub in der Präzisionsmedizin.
Die enge Verknüpfung von Forschung, Lehre und klinischer Versorgung ist grundlegend für die Entwicklung des Medizinstandorts Zürich. Die Universitäre Medizin Zürich (UMZH) lancierte deshalb 2024 im Rahmen ihrer Dachstrategie das Advanced Clinician Scientist Program. Es richtet sich an Medizinerinnen und Mediziner mit abgeschlossener Facharztausbildung, die sowohl in der Klinik als auch in der Forschung tätig sind und eine akademische Laufbahn anstreben. Das Förderprogramm umfasst die Finanzierung von geschützter Forschungszeit, technischem Personal und Forschungsmitteln für ein eigenständiges Projekt.
Der Translational Medicine Accelerator (TMA) unterstützt Forschende dabei, medizinische Innovationen marktreif zu machen und somit auch unternehmerisch tätig zu werden. Das Programm analysiert Ideen für medizinische Diagnostik, Produkte, Therapien oder digitale Gesundheitsangebote und bietet Hilfe bei der Weiterentwicklung bis hin zur erfolgreichen Finanzierung eines Spin-offs. Mehr als 100 Projekte wurden in den letzten drei Jahren in verschiedenen Phasen unterstützt. 2024 weitete der TMA sein Angebot aus: Neu unterstützt er Forschende auch bei Kooperationen mit der Privatwirtschaft. Ziel ist, dass UZH-Forschende im Bereich Medizin und Industriepartnerinnen und -partner gegenseitig von ihrer Expertise profitieren und zum Nutzen der Patientinnen und Patienten gemeinsam neue Wege beschreiten.