Forschung, Innovation, Nachwuchsförderung
Die Mittel, welche der UZH für Forschungs- und Nachwuchsförderung zur Verfügung stehen, sind begrenzt. Umso wichtiger ist es deshalb, sie so einzusetzen, dass sie eine nachhaltige Wirkung erzielen.
Grundlage für die starke Stellung der UZH als Forschungsuniversität ist die Eigeninitiative der Forschenden. Darauf baut die 2021 strategisch neu aufgestellte Universitäre Forschungsförderung (UFO) auf. Sie folgt dem Prinzip «Stärken stärken». Der Fokus liegt auf den zwei Handlungsfeldern Schwerpunkt- und Netzwerkförderung sowie Personen und Karriereförderung, neben der Förderung der strategischen Forschungsinfrastruktur als drittem Bereich.
Dauerhafte Strukturen aufbauen
Die Fördermittel für einzelne Schwerpunkte werden so eingesetzt, dass damit zugleich strukturelle Entwicklungen angestossen werden, die der Forschung, der UZH und der Gesellschaft auf lange Sicht zugutekommen. Der Aufbau von Kompetenzen, Netzwerken, Methodiken und Technologien erfolgt mit Blick darauf, dass Synergien dauerhaft genutzt werden. Das gilt auch für die Innovationsförderung, die zurzeit auf die Schwerpunkte Life Sciences, Luft- und Raumfahrt, Digitalisierung und Healthy Longevity fokussiert.
Eine auf nachhaltige Strukturentwicklung zielende Schwerpunktförderung dient indirekt auch der Personen- und Karriereförderung: Sie erhöht die Attraktivität der UZH für exzellente Forschende und schafft interessante Perspektiven für den Nachwuchs.
Interdisziplinarität fördern
Die inhaltliche Ausrichtung von Schwerpunktprojekten bestimmen die Forschenden selbst. Die Projekte müssen aber interdisziplinär aufgestellt sein. Diese Bedingung wird primär aus zwei Gründen gestellt: Erstens stimuliert Interdisziplinarität die wissenschaftliche Kreativität und Produktivität. Um Antworten auf komplexe gesellschaftliche Herausforderungen zu finden, sind multiperspektivische Ansätze unabdingbar. Zweitens tragen interdisziplinäre Schwerpunkte dazu bei, dass Institute und Fakultäten beim Aufbau und der Nutzung von Know-how und Technologien zusammenspannen.
Innovation und Unternehmertum
Der UZH Innovation Hub fördert Innovationen sowie die Translation von Forschung in Wirtschaft und Gesellschaft. Verschiedene Förderinstrumente unterstützen Forschende und Studierende der UZH gezielt in allen Projektphasen und vermitteln unternehmerisches Know-how. Im Rahmen des Entrepreneur Fellowship-Programms wurden 2022 zwei BioTech Fellowships und fünf MedTech Fellowships vergeben, bis 2023 können zudem vier Digital Fellowships vergeben werden. Das Pilotprogramm Digital Innovations Grants wurde 2022 aufgrund des grossen Erfolgs verstetigt.
Die UZH schafft Wissen für ein nachhaltiges Zusammenleben – dank exzellenter Forschung und langfristig wirksamer Forschungsförderung.
Derzeit fördert die UZH 13 Universitäre Forschungsschwerpunkte (UFSP) und zwölf Klinische Forschungsschwerpunkte (KFSP). Strukturbildend sind auch die Flagship-Projekte der Hochschulmedizin Zürich, die Schwerpunkte der Universitären Medizin Zürich (UMZH) sowie eine Reihe von Kompetenzzentren und Forschungsinitiativen. Hinzu kommen die vier thematischen Schwerpunkte am Innovation Hub und zwei Projekte der neuen Förderlinie TRANSFORM, die 2022 lanciert wurden.
Beispiel 1: Healthy Longevity Center
Die Altersforschung zeigt beispielhaft, wie sich an der UZH dank der Initiative von Forschenden und einer auf langfristige Wirkung angelegten Förderung ein weltweit führendes und einzigartiges Kompetenznetzwerk etabliert hat. 1998 wurde das Zentrum für Gerontologie gegründet, zu dem bald das Kompetenzzentrum für Plastizität im Alter (INAPIC) hinzukam. Auf dieser Grundlage wurde 2013 der UFSP «Dynamik Gesunden Alterns» ins Leben gerufen.
2022 wurde das Netzwerk mit der Gründung des Healthy Longevity Center (HLC) weiter gefestigt und ausgebaut. Das Center bildet nun eines der vier Cluster am Innovation Hub der UZH. Es vereint Forschungs- und Innovationsförderung und ist weltweit federführend bei der Entwicklung von Messinstrumenten im Zusammenhang mit der Langlebigkeitsforschung.
Beispiel 2: Präzisionsmedizin mit Schwerpunkt Onkologie
Zürich verfügt mit der UZH, der ETH Zürich und den vier universitären Spitälern über geballte Kompetenz in der medizinischen Forschung und Lehre sowie in der Gesundheitsversorgung. Seit 2018 arbeiten die sechs Institutionen im Rahmen des Koordinationsgremiums der Universitären Medizin Zürich (UMZH) unter Federführung der UZH noch enger zusammen.
Drei Zentren innerhalb der UMZH – das Tumor Profiler Center, das Comprehensive Cancer Center Zurich und The LOOP Zurich – treiben gemeinsam die Forschung im Schwerpunktbereich Präzisionsmedizin voran. Ein wichtiger Bestandteil dieser Zusammenarbeit ist die Biomedizinische Informatikplattform (BMIP), die bis Ende 2024 aufgebaut wird. Sie führt die humanmedizinischen Behandlungs- und Forschungsdaten der vier universitären Spitäler in anonymisierter und homogenisierter Form zusammen und findet somit Anschluss an die nationale Initiative «Swiss Personalized Health Network» (SPHN). Damit entsteht ein zentraler Datenpool, der für die Forschung in verschiedensten Disziplinen genutzt werden kann und dafür sorgt, dass Patientinnen und Patienten eine evidenzbasierte und wirksame Behandlung erhalten.
Beispiel 3: One Health und quantitative Rechtsforschung
Die neue Förderlinie TRANSFORM (To Reach a New Structure for Optimal Research and Methods) trägt das Prinzip der nachhaltigen strukturellen Wirkung bereits im Namen. Sie dient explizit dazu, Bottom-up-Initiativen von Forschenden zu beschleunigen und in Strukturen zu überführen, die der Weiterentwicklung der gesamten Universität nützen – sowohl durch Schaffung neuer als auch durch Reorganisation bestehender Einheiten. Zu diesem Zweck haben 2022 das Institute of One Health Research sowie das Center for Legal Data Science für vier Jahre eine Anschubfinanzierung von insgesamt rund 2,7 Millionen Franken erhalten. Das Institute of One Health Research vernetzt forschungsstarke veterinärmedizinische, humanmedizinische und auch naturwissenschaftliche Institute der UZH. Das Center for Legal Data Science wiederum passt perfekt in die Digitalisierungsstrategie der UZH.
Nachwuchsforschende können sich kompetitiv für Candoc- und Postdoc-Grants sowie seit 2021 für den UZH Doc.Mobility bewerben. Entrepreneur Fellowships wiederum helfen dabei, Forschungsresultate in marktfähige Produkte zu überführen. Bisher wurden Entrepreneur Fellowships in den Bereichen BioTech, MedTech und DigitalTech angeboten, neu auch im Bereich Nachhaltigkeit.
Auch bei der Personen- und Karriereförderung setzt die UZH auf nachhaltige Instrumente. So werden Assistenzprofessuren in der Regel mit Tenure Track, also mit der Aussicht auf eine dauerhafte Anstellung, vergeben – das trägt auch dazu bei, Kompetenzen an der UZH zu halten. Vielfältige Unterstützungsangebote des Graduate Campus und des Innovation Hub bereiten daneben auch auf eine Laufbahn ausserhalb der Universität vor.
Next Generation@UZH
Die klassische akademische Laufbahn führt vom Doktorat über die Postdoc-Phase zur Professur. Professuren aber sind rar und auch nicht für alle Nachwuchsforschenden attraktiv. Mit neuen Stellen für Lecturers und Senior Lecturers schafft die UZH ab 2023 im Rahmen von Next Generation@UZH attraktive Karrieremöglichkeiten für gut qualifizierte Postdoktorierende. Vorgesehen sind gut ausgestattete, unbefristete und unabhängige Stellen mit einem Fokus auf Lehre (Lecturers – Teaching) oder Forschung (Lecturers – Research). Zudem wird neu in den Anstellungsbedingungen für Assistierende und Doktorierende die «Protected Time» – die geschützte Zeit, die sie für die eigene Forschung nutzen können – universitätsweit geregelt.
«Auch die Hochschulen müssen mit dem Zeitgeist gehen, wenn sie als Arbeitgeber attraktiv bleiben wollen. Mit den neuen Lecturer-Stellen hat die UZH nun eine interessante Karriereoption geschaffen, die das Abwandern von exzellenten Köpfen in die Wirtschaft verhindern kann. Gerade für junge Eltern, für Personen, die Job und Betreuungsarbeit vereinbaren müssen oder die Planungssicherheit brauchen, sind diese Stellen ideal.»
Co-Präsidentin der Vereinigung Akademischer Nachwuchs der UZH (VAUZ) und Doktorandin am Institut für Experimentelle Immunologie
«Dass die Institute nun unabhängige, dauerhafte Stellen im oberen Mittelbau einrichten können, verstehen wir als offizielle Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit unserer Standesmitglieder.»
Co-Präsident der Vereinigung der fortgeschrittenen Forschenden und Lehrenden der Universität Zürich (VFFL) und Gruppenleiter am Institut für Chemie
«Endlich werden in der universitären Personalstruktur auch diejenigen berücksichtigt, die ihre Berufung in Forschung und Lehre sehen, aber keine Professur anstreben.»
Lecturer Ethik und Philosophie der Biologie
«One Health bezeichnet einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Forschende aus unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen (Tier – Mensch – Umwelt) zusammenarbeiten, um gemeinsam Lösungen für die grossen Gesundheitsprobleme unserer Zeit zu erarbeiten. Das neue Förderungsinstrument TRANSFORM ermöglicht es, dafür eine nachhaltige überfakultäre Struktur aufzubauen.»
Dekan der Vetsuisse-Fakultät und Professor am Institut für Lebensmittelsicherheit
«Interdisziplinäre Zusammenarbeit läuft häufig nicht von allein. Auch wenn alle sie für zentral halten, lässt sich wissenschaftliche Anerkennung in der Regel einfacher erlangen, wenn man Spezialist im eigenen Fach bleibt. Daher brauchen wir für die interdisziplinäre Zusammenarbeit eine gezielte Förderung.»
Dekanin der Philosophischen Fakultät und Professorin für Politische Ökonomie und Entwicklungspolitik