Campus-Storys
Wie lernt man am Anfang einer wissenschaftlichen Karriere, auf eigenen Füssen zu stehen? Wie führt man ein Team im Tandem? Wie verbindet man Lernen und Lehren? Was passiert, wenn Aufgaben sich verändern? Die Zukunft der Arbeit beginnt jeden Tag aufs Neue. Erfahren Sie, wie UZH-Mitarbeitende den Wandel mitgestalten.
«Ich liebe es, hier am Tierspital zu arbeiten. Ich habe mich zwar auf Mikrobiologie spezialisiert, bin aber ausgebildete Veterinärin, und so schlägt mein Herz für Tiere. Diese befinden sich gleich neben meinem Büro, wo auf einer Wiese Pferde und Schafe grasen und ein übereifriger Hahn kräht.
Ich arbeite und forsche am Institut für Veterinärpathologie. Unsere Forschungsgruppe umfasst rund 40 Mitarbeitende. Konkret untersuche ich, wie Antibiotikaresistenzen von einer Bakteriengruppe in eine andere übertragen werden. Mein Modellorganismus ist das Bakterium Chlamydia suis, das bei Schweinen Augenentzündungen und Durchfall auslösen kann.
Von meinem Vollzeit-Pensum, das für ein Jahr durch einen UZH Postdoc Grant finanziert wird, kann ich 80 Prozent für meine eigene biomedizinische Forschung nutzen. In der restlichen Zeit erledige ich hauptsächlich Diagnostikarbeiten, denn unsere Forschungsgruppe ist das nationale und internationale Referenzlabor für Chlamydienabort bei Schafen und Ziegen. Kürzlich haben wir die Vorarbeit dafür geleistet, dass der Nachweis einer Infektion schweizweit neu mittels PCR-Verfahren erfolgen kann.
«Ich habe mich zwar auf Mikrobiologie spezialisiert, bin aber ausgebildete Veterinärin, und so schlägt mein Herz für Tiere. Diese befinden sich gleich neben meinem Büro im Tierspital.»
Postdoktorandin am Institut für Veterinärpathologie
Mein Alltag hängt stark davon ab, in welcher Phase sich mein Forschungsprojekt befindet. Führe ich Experimente durch, trifft man mich bereits um 5:30 Uhr im Labor an. Wenn es darum geht, eine wissenschaftliche Publikation oder Anträge für Forschungsgelder zu verfassen, folge ich einem anderen Rhythmus: Ich schreibe gerne abends – und dies meistens zuhause. Dass die UZH mir diese Flexibilität gewährt und sich zu mobilem Arbeiten bekannt hat, schätze ich sehr.
Die unterschiedlichen Aufgaben wie auch die vielen Kontakte machen meine Arbeit extrem abwechslungsreich. Für die Diagnostikarbeit bin ich im regen Austausch mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen sowie der World Organisation for Animal Health. Im Rahmen von internationalen Forschungsprojekten an unserem Institut arbeite ich mit deutschen und kanadischen Forscherinnen und Forschern zusammen. Ihre Expertise kommt mir für meine eigene Forschung zupass.
Natürlich ist internationale Zusammenarbeit wichtig für eine wissenschaftliche Karriere. Doch: Auch die UZH bietet einen riesigen Fundus an Wissen. Für meine Forschung nehme ich häufig die Dienstleistungen der UZH Forschungsplattformen, zum Beispiel die des Zentrums für Mikroskopie und Bildanalyse, des Functional Genomics Center Zurich oder der Cytometry Facility, in Anspruch.
Grundsätzlich denke ich, dass wir uns an der UZH noch viel mehr vernetzen und voneinander profitieren können. Einen ersten Versuch in diese Richtung habe ich selbst unternommen und auf Microsoft Teams die Plattform ‹Equipment at Vetsuisse› aufgesetzt. Darauf bieten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vetsuisse-Fakultät unter anderem Geräte zur gemeinsamen Nutzung an oder tauschen übrig gebliebenes Reagenzmaterial aus Experimenten aus. Dadurch können wir letztlich auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
Mein nächstes Karriereziel ist die Habilitation; ich hoffe, dass ich sie bis 2024 einreichen kann. Ich habe schon sehr früh gemerkt, dass mir eine wissenschaftliche Laufbahn zusagt. Das verdanke ich nicht zuletzt meiner Vorgesetzten Nicole Borel – mit ihr arbeite ich bereits seit 2011 zusammen, sie hat mich auch während meines PhD betreut. Sie fordert mich stets dazu auf, mir Gedanken zu meiner beruflichen Karriere zu machen und mir kurz-, mittel- und langfristige Ziele zu setzen. Nicole pusht mich dort, wo ich hadere und lässt mir Freiraum, wo ich ihn brauche – in meinem Forschungsalltag und im Labor. Ausserdem ist sie immer zur Stelle, wenn ich Unterstützung benötige. Das gibt mir eine extreme Sicherheit.
Umgekehrt gebe auch ich gerne meine Erfahrungen als Jungforscherin an Studierende oder Doktorierende weiter. Ich möchte ihnen ein wenig dabei helfen, ihre Hürden zu überwinden. Ich bin gemeinsam mit Enni Markkanen für zwei Mentoring-Programme an unserer Fakultät zuständig, ausserdem vertrete ich den wissenschaftlichen Nachwuchs an der Fakultätsversammlung der Vetsuisse-Fakultät.
Ich finde, dass die UZH insgesamt sehr viele Fördermöglichkeiten anbietet. Nur schon der einfache Zugang zu wissenschaftlicher Literatur ist sehr viel wert. Wer wie ich bereits an anderen Universitäten geforscht hat, weiss, dass das nicht selbstverständlich ist. Auch der Postdoc Grant, von dem ich momentan profitiere, schliesst eine wichtige Lücke in der Nachwuchsförderung.»
Hanna Marti forscht als Postdoktorandin am Institut für Veterinärpathologie. Sie untersucht, wie Antibiotikaresistenzen von einer Bakteriengruppe in eine andere übertragen werden können. Ihr Modellorganismus ist ein Bakterium, das bei Schweinen vorkommt.
«Mein Arbeitsumfeld hat sich kürzlich ziemlich verändert. Seit Anfang 2022 arbeite ich als Liaison Librarian für die neue Universitätsbibliothek (UB). Vor dem Zusammenschluss der UZH-Bibliotheken in die UB leitete ich die Bibliothek des Philosophischen Seminars.
Da wir durch die Reorganisation enger mit der Zentralbibliothek (ZB) zusammengerückt sind, arbeite ich im Tandem mit Andrea Sommaruga von der ZB. Gemeinsam betreuen wir das Fach Philosophie – Andrea an der ZB, ich an der UB.
«Dieses Jahr sind sehr viele unerwartete Aufgaben auf mich zugekommen.»
Liaison Librarian an der Universitätsbibliothek
Als Liaison Librarian hat man verschiedene Hüte an. Wir sind Recherchierende, Beratende und Teacher in einem. D.h. wir sind beispielsweise für die Medienauswahl, die inhaltliche Erschliessung der Medien und die Bestandspflege des Fachs Philosophie zuständig. Wir stehen Studierenden, Forschenden und Dozierenden für Fragen zur Literaturrecherche und -verwaltung, zum wissenschaftlichen Publizieren (Open Access) zur Seite oder bieten Kurse und Führungen in der Bibliothek an.
Mit Andrea Sommaruga war ich bereits vor der Reorganisation in Projekte involviert. Jetzt als Liaison-Librarian-Tandem arbeiten wir noch enger zusammen, davon profitieren wir beide. Wir erarbeiten zum Beispiel Kriterien, nach denen wir neue Literatur erwerben. Andrea konnte mir dabei neue Quellen aufzeigen. Zu zweit kommen wir auf neue Ideen. Wir inspirieren uns gegenseitig bei der Frage, wie wir unser Dienstleistungsangebot erweitern oder optimieren können. Wir haben in diesem Herbstsemester das Coffee-Lectures-Programm auf die Beine gestellt, das in Themen wie swisscovery, Open Access oder Informationsmanagement einführt. Ich glaube, wir ergänzen uns sehr gut! Andrea bietet zum Beispiel an der ZB Recherchekurse an, dadurch kennt sie die spezifischen Fragen der Studierenden besser – sie wiederum profitiert davon, dass ich an der Universität näher an den Forschenden und Dozierenden bin.
Andrea und ich tauschen uns regelmässig via Microsoft Teams oder per Mail aus, ausserdem arbeitet sie jeweils dienstagvormittags bei mir im Büro. Alle Liaison-Librarian-Tandems der UB und ZB sind selbstorganisiert, so auch wir. Mir gefällt diese Organisationsform; sie erlaubt es uns, dass wir noch besser auf die individuellen Bedürfnisse der Forschenden und Dozierenden des Philosophischen Seminars eingehen können. Kommen spezifische Aufträge, entscheiden wir selbst, wie wir sie bestmöglich erledigen können. Wir können unsere Arbeit so gestalten, wie es uns richtig dünkt. Wir tauschen uns auch regelmässig mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fachbereiche aus, das ist bereichernd. Als eine der Koordinatorinnen und Koordinatoren für alle Liaison Librarians im Bereich Geschichte, Kultur und Theologie der Universitätsbibliothek (UBB 1) trage ich unsere Anliegen in die Bereichsleitung.
Ich vertrete zudem die Leiterin dieses UBB1-Bereichs, Susanna Blaser-Meier. In dieser Funktion erledige ich u.a. konzeptionelle Aufgaben. Der UBB1-Bereich umfasst neben den Liaison Librarians die Abteilungen Medien- und Nutzendendienste. Da wir erst seit Anfang Jahr in dieser Form zusammenarbeiten, gibt es viele neue Schnittstellen zu koordinieren und Workflows zu definieren. Dazu habe ich ein Kommunikationskonzept für die UBB1 entworfen, das wir anschliessend im Leitungsteam verabschiedet haben. Es galt zu klären, ob wir einen Newsletter lancieren, wie wir unsere Microsoft-Teams-Struktur und die generelle Datenablage gestalten, wer auf welche Daten Zugriff haben soll und vieles mehr. Die Weiterbildungskurse der Zentralen Informatik zu One Note und Microsoft 365 waren dabei sehr hilfreich.
Ich finde die Vielseitigkeit meiner Arbeit total spannend. Was meine Kernkompetenz ist? Ich glaube, in meiner neugeschaffenen Funktion muss man grundsätzlich offen für Neues sein und anpacken können. Dieses Jahr sind sehr viele unerwartete Aufgaben auf mich zugekommen, die ich ad hoc erledigen musste. Gerade bin ich dabei, ein Einarbeitungsprogramm für einen Kollegen, der demnächst als Liaison Librarian beginnt, zusammenzustellen. Ich werde ihn als Co-Mentorin begleiten. Ebenfalls ein Glanzpunkt war die Organisation des Bücherflohmarkts für die UZH-Angehörigen. Ich habe mich sehr gefreut, dass sich so viele meiner Bereichskolleginnen und -kollegen engagiert haben – letztlich war es auch ein Teamanlass.»
Susanne Luchsinger ist Liaison Librarian für die neue Universitätsbibliothek. Im Tandem mit ihrer Kollegin Andrea Sommaruga von der Zentralbibliothek betreut sie das Fach Philosophie.
«Der wissenschaftliche Schwerpunkt meiner Forschungsgruppe ist die Präzisionsonkologie. Unser Ziel ist es, zu bestimmen, wie jeder einzelne Krebspatient und jede einzelne Krebspatientin am besten behandelt werden sollte. Wir entwickeln Methoden, die es uns ermöglichen, Tumorgewebe räumlich und auf der Einzelzellebene zu messen. Mit diesen Methoden analysieren wir wiederum Patientenkohorten- und klinische Studien, um daraus mit Algorithmen zu lernen, wie man die Behandlung individualisieren könnte.
Da wir in unserem Forschungsprogramm den Bogen von der Methodenentwicklung bis zur klinischen Anwendung schlagen, ist unsere Arbeit methodisch und thematisch äusserst vielfältig. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist alltägliche Praxis in meinem Team. Dieses vereint Biologinnen und Biologen, Biotechnologeninnen und Biotechnologen, Biomedizinerinnen und Biomediziner, Bioinformatikerinnen und Bioinformatiker. Jedes Teammitglied forscht an einem eigenen Projekt, um dies aber von Anfang bis Ende durchführen zu können, braucht es auch die Expertise der Kolleginnen und Kollegen. Zum Beispiel arbeitet eine Biologin für ihr Forschungsexperiment zu Beginn mit einer Klinikerin zusammen, danach bespricht sie die Proben und Experimente mit einer Statistikerin und berät sich für die Auswertung der Daten mit einer Bioinformatikerin.
Diese unterschiedlichen Aufgabenstellungen, Methoden, Fachdisziplinen und Konstellationen der Zusammenarbeit erfordern nicht nur von meinem Team eine hohe Flexibilität, sie setzen auch eine flexible Infrastruktur voraus. Genau das bieten unsere Räume hier im UZI 5. Ich bin begeistert vom Neubau – zwischen unserer alten und neuen Arbeitsumgebung liegen Welten. Früher war unsere Arbeit teilweise räumlich fragmentiert, jetzt sind die Abläufe und der Austausch viel unkomplizierter. Ausserdem ist es einfacher geworden, die Räume je nach Bedarf neu zu bespielen.
«Zwischen unserer alten und neuen Arbeitsumgebung liegen Welten. Früher war unsere Arbeit teilweise räumlich fragmentiert, jetzt sind die Abläufe und der Austausch viel unkomplizierter.»
Direktor des Instituts für Quantitative Biomedizin
Bei der Planung unserer neuen Räumlichkeiten waren wir eng eingebunden. Es war von Anfang an klar, dass wir künftig in einem Open Space mit Desk-Sharing arbeiten werden. Dieses Leitbild haben wir pragmatisch umgesetzt und auf den individuellen Bedarf abgestimmt. Heute arbeiten rund 20 Personen an einem fixen Platz, etwa 10 Personen teilen ihn sich mit Kolleginnen und Kollegen – dafür haben wir einen Raum mit flexibel nutzbaren Arbeitsplätzen. Zu Beginn war das Open-Space-Büro eine Umstellung, denn – will man andere nicht stören – muss man ein paar Regeln beachten. Inzwischen funktioniert das sehr gut und mein Team ist gegenüber der neuen Nutzungsstrategie positiv eingestellt.
UZI 5 bot uns auch die grosse Chance, Ressourcen zu sparen: Auf unserem Stockwerk teilen wir mit zwei anderen Forschungsgruppen soweit wie möglich Laborräume und alle generellen Räume wie das Chemikalienlager. Apropos Nachhaltigkeit: Da viele Konferenzen – schweizweit oder international – hybrid organisiert sind, können wir uns per Zoom oder Teams zuschalten. Zudem fahren wir, sofern es möglich ist, mit der Bahn. Persönlich finde ich es erleichternd, dass ich nun viele meiner Vorträge online halten kann und dadurch weniger reisen muss. Wir setzen diese neuen Videokonferenztools auch ein, um uns untereinander im Labor oder mit Forschungsgruppen des USZ oder der ETH auszutauschen. Um online zu kommunizieren und zusammenarbeiten zu können, nutzen wir Mattermost und Teams. Was mir daran gefällt, ist, dass man alle Unterlagen und Diskussionen zu einem Thema gebündelt hat und wir innerhalb der Gruppe weniger E-Mails schreiben als früher.
Ich versuche meine Arbeit in fixe Blöcke zu gliedern und auf die Woche zu verteilen. So bleibt mir auch stille Zeit, um Lehrveranstaltungen vorzubereiten, an Publikationen zu arbeiten oder Grant-Anträge zu schreiben. Der Montag ist reserviert für Meetings mit den Leitungsgremien der Konsortien in denen wir mitwirken – wie etwa dem Tumor Profiler Center oder dem Swiss Personalised Health Network. Mindestens zwei Tage pro Woche reserviere ich für Gespräche mit meinen Forschenden. Wer sich mit mir treffen will, trägt sich in meinem Kalender ein. Diese Struktur ist bei einer grösseren Gruppe notwendig, um alle Projekte gleichermassen zu begleiten.
Mein Führungsverständnis? Diese Frage muss ich vor dem Hintergrund meines Auftrags beantworten, nämlich Studierende und Nachwuchsforschende auszubilden sowie exzellente Forschung zu betreiben. Meine Rolle besteht darin, für meine Forschungsgruppe eine Vision und Ziele zu entwickeln, Projekte zu begleiten, Innovationen voranzutreiben und die dafür notwendigen Gelder einzuwerben. Ebenso bedeutend sind Teaching und Coaching: Mein Ziel ist es, alle meine Teammitglieder zu möglichst selbstständiger und gleichzeitig kollaborativer Arbeit zu befähigen, da dies die Grundlage ihrer zukünftigen Arbeitswelt sein wird. Wichtig ist mir auch, Doktorierenden und Postdoktoranden, in Phasen, wo es nicht wie geplant läuft, neue Wege aufzuzeigen, sie zu motivieren oder etwas zu bremsen, wenn sie sich zu schnell in ein Projekt stürzen.
Ich bin kein Micromanager, sondern grundsätzlich jemand, der gerne Verantwortung übergibt. So weiss zum Beispiel unsere Labormanagerin am besten, ob wir ein neues Gerät anschaffen müssen. In Retreats mit der gesamten Forschungsgruppe besprechen wir gruppenrelevante Themen und entscheiden etwa gemeinsam, wie wir uns organisieren wollen. Gerade nach der Pandemie war es wichtig für uns zu definieren, wie wir wieder im Labor zusammenarbeiten, wie wir Meetings gestalten und welche Social Events wir organisieren wollen.
Ich finde es gut, dass die UZH ein flexibles Arbeitsmodell eingeführt hat. Es vergrössert den Spielraum, um zufrieden und produktiv arbeiten zu können. Gewisse schreiben lieber zuhause an einer Publikation oder der Doktorarbeit, andere wiederum brauchen dazu die Umgebung des Büros. Jeder funktioniert anders, hat andere Bedürfnisse. Das gilt auch für die Work-Life-Balance: Ich sehe, dass meine Mitarbeitenden unterschiedliche Strategien verfolgen: Einige pflegen zeitintensive Hobbies, was ihnen wiederum viel Energie für ihre Forschungsarbeit gibt. Andere hingegen haben vor allem einen Lebensfokus, ihre wissenschaftliche Karriere. Wichtig ist für mich, dass ich meine Teammitglieder dabei unterstütze, herauszufinden, wie sie am besten arbeiten, und dies dann zu fördern.»
Bernd Bodenmiller ist Professor für Quantitative Medizin. Seine Forschungsgruppe entwickelt Methoden, um Gewebe umfassend auf Einzelzellebene zu analysieren, um dadurch menschliche Krankheiten – insbesondere Krebserkrankungen – besser zu verstehen.
«Mein Job als studentische Hilfskraft bei der Abteilung Global Student Experience ist meine erste Festanstellung. Ich betreue an zwei Tagen UZH-Studierende, die an einer anderen Universität im Ausland studieren wollen. Ich beantworte ihre Anfragen zu einem Austauschstudium per E-Mail oder berate sie direkt vor Ort am Schalter. Daneben kümmere ich mich um Stipendienauszahlungen, publiziere die Programme von Partneruniversitäten auf der Website oder führe auch mal eine Hintergrundrecherche zu potentiellen Partneruniversitäten durch.
«In meinem Job als studentische Hilfskraft entdecke ich das Universitätsleben nochmals von einer anderen Seite.»
Bachelor-Studentin
Die internationale Ausrichtung und die administrativen Aufgaben gefallen mir sehr an meinem Job, ausserdem entdecke ich das Universitätsleben nochmals von einer anderen Seite. Ich schätze es, dass ich mir meine Arbeit selbst einteilen und entscheiden kann, was ich wann erledige – das ermöglicht mir eine hohe Flexibilität. Am liebsten helfe ich mit, Anträge von Studierenden für ein Praktikumsstipendium im Ausland zu prüfen. Ihre Bewerbungen sind ein bisschen ein Spiegel für meine eigene studentische Laufbahn. Ich habe gemerkt, dass es einige coole Dinge gibt, die man machen kann und die von der UZH unterstützt werden.
Ausserdem lerne ich unglaublich viel über Kommunikation – etwa bei der Beratung von Studierenden, durch das Verfassen von E-Mails an Partneruniversitäten oder im Austausch mit meinem Team. Wir arbeiten sehr eng zusammen. Die Atmosphäre ist auch sehr offen, sodass ich mich von Anfang an wohlgefühlt habe.
Einmal die Woche halte ich am Englischen Seminar ein Tutorat zum Pflichtmodul «Language Skills and Culture». Ich erarbeite mit den Studienanfängerinnen und Studienanfänger die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens. Ich freue mich jeweils sehr darauf und finde es interessant zu erfahren, was die Studentinnen und Studenten motiviert, Englisch zu studieren. Abgesehen davon, dass ich durch das Tutorat den Stoff nochmals für mich festige, ist das Unterrichten eine wertvolle Erfahrung. Ich musste erst mal herausfinden, wie man 90 Minuten ausfüllt oder wie man die Aufmerksamkeit der Studierenden morgens um 8 Uhr gewinnt.
Ob der akademische Weg etwas für mich wäre? Grundsätzlich könnte ich mir das schon vorstellen. Aber ehrlich gesagt: Ich finde es allgemein noch sehr schwierig, mir eine berufliche Zukunft auszumalen. Ich habe das Gefühl, noch gar nicht alles gesehen zu haben, was mich auch noch interessieren könnte. Deswegen strebe ich den Master an, um noch mehr in die akademische Welt eintauchen zu können. Passend zu meinen Studienfächern – Englisch und Populäre Kulturen – könnte ich mir auch einen Job vorstellen, bei dem die Internationalität im Vordergrund steht. Meine aktuelle Anstellung gibt mir hierzu einen guten Einblick.
Was mir dabei hilft, Job und Studium zu kombinieren, ist erstens: Mein fixes Arbeitspensum. Die zwei Arbeitstage bei Global Student Experience orientieren sich an meinem Stundenplan. Das ist ein grosser Luxus. Sehr viele Studierende, die nebenher arbeiten, haben diese Freiheit nicht und müssen im Studium Abstriche machen. Wenn ich ein Seminar spannend finde, dann ist es eher der Job, der sich mir anpasst.
Zweitens bin ich ein sehr organisierter Mensch. Ich führe gerne Kalender und Planungslisten, damit habe ich eine Übersicht, was auf mich zukommt. Ich mache das nicht nur bei der Arbeit so, sondern auch im Studium und in der Freizeit. Dank dieser Organisation bringe ich alle Dinge unter einen Hut, die ich gern mache. Von aussen betrachtet, erscheint mein Leben also ziemlich durchgetaktet. Im Vergleich zu anderen Studierenden bin ich da vielleicht etwas auf der übertriebenen Seite.»
Mira Dhirai Peiler studiert Englisch sowie Populäre Kulturen, sie schliesst ihren Bachelor dieses Jahr ab. Nebenbei arbeitet sie in einem Teilzeitpensum als studentische Hilfskraft im Team Global Student Experience.
Chat von Bea Latal: «Lieber Oskar, könntest Du bitte kurz meine Präsentation für die Tagung am Montag durchlesen? Besonders die eingefärbten Stellen, weil sie unsere gemeinsame Arbeit betreffen. Danke, Lg Bea.»
Chat von Oskar Jenni: «Liebe Bea! Klar, mache ich am Wochenende. Wir haben ein Mitarbeitergespräch am Dienstag, ich würde mich gern vorher mit Dir austauschen. Hast Du am Vormittag kurz Zeit? Herzlich, Oskar.»
Bea Latal: Das ist Co-Leitung in Aktion. Chats wie dieser sind ein Beispiel für unsere gute Zusammenarbeit, wir kommunizieren sehr viel miteinander. Wenn zwei Personen das Sagen haben, müssen sie in der Lage sein, effektiv zusammenzuarbeiten. Wir teilen die Verantwortung, treffen gemeinsame Entscheidungen und können gut kooperieren. Und das seit mehr als 11 Jahren!
Oskar Jenni: Remo Largo wurde 2005 emeritiert. Ich habe damals die Leitung der Abteilung zunächst allein übernommen, mit Bea als Stellvertretung. Wir haben rasch gemerkt, dass es einfacher und vor allem entlastend ist, wenn man Verantwortung teilen kann. Die Zusammenarbeit zwischen Bea und mir war schon immer sehr gut; somit war die Co-Leitung im 2012 nicht nur eine rein organisatorische Entscheidung, sondern vielmehr das logische Resultat einer organischen Entwicklung. Die Führung im Tandem hat unsere Abteilung von 30 Personen im Jahr 2005 auf heute 100 Mitarbeitende in den Bereichen Forschung, Lehre, entwicklungspädiatrische Poliklinik, Logopädie und Fachstelle Sonderpädagogik anwachsen lassen. Vier Hände erledigen einfach mehr Arbeit als zwei!
«Wenn zwei Personen das Sagen haben, müssen sie in der Lage sein, effektiv zusammenzuarbeiten.»
Professorin für Entwicklungspädiatrie
Latal: Wir arbeiten wirklich Hand in Hand. Die Sicht auf gewisse Dinge kann aber auch einmal unterschiedlich sein. Weil es zwischen uns eine Atmosphäre der psychologischen Sicherheit gibt, können wir offen miteinander kommunizieren, eine andere Meinung äussern und kritische Fragen stellen. Liegt die Leitung nur bei einer Person, beeinflussen häufig deren individuelle Vorlieben und Erfahrungen die Führungsentscheidungen. Dabei können andere Standpunkte vergessen gehen. Wenn wir als Co-Leitung verschiedene Ansichten haben, dann sind wir zu einem Perspektivenwechsel und einem sorgfältigen, konstruktiven Dialog im positiven Sinn «gezwungen».
Jenni: Co-Leitende müssen tatsächlich gut kommunizieren, sich in den anderen hineinversetzen und dabei die Sichtweise des anderen verstehen können. Und sie müssen bereit sein, Macht zu teilen. Man muss Vertrauen haben, dass der andere es schon gut macht. All dies führt zu einem besseren Arbeitsergebnis. Eine gelingende Zusammenarbeit in einer Co-Leitung kann zudem auch Vorbild für die gesamte Abteilung sein – im Sinne von: Komplexe Herausforderungen lassen sich «zusammen» im Team sehr erfolgreich meistern!
Latal: Während ähnliche Fähigkeiten und Haltungen in der Führung hilfreich sind, ist es zugleich wichtig, dass sich die Interessen in anderen Bereichen durchaus unterscheiden. So gehen wir – beispielsweise in der Forschung – getrennte Wege und kommen uns nicht ins Gehege. (lacht) Wir wissen natürlich, woran der jeweils andere gerade arbeitet. Und wir unterstützen uns auch.
Jenni: Ich führe zum Beispiel die Zürcher Longitudinalstudien fort. Sie umfassen mehrere Langzeitstudien, die seit den 1950er-Jahren am Universitäts-Kinderspital Zürich durchgeführt werden. Im Moment untersuchen wir die erwachsenen, zum Teil im Rentenalter stehenden Studienteilnehmenden – und so entsteht eine weltweit einzigartige Lebensspannen-Studie. Wir wollen dabei herausfinden, welche Faktoren in der Kindheit und Jugend die Gesundheit und das Wohlbefinden im mittleren und höheren Erwachsenenalter beeinflussen.
Latal: Meine Forschungsinteressen betreffen die Entwicklung von Kindern, die ein Risiko für Entwicklungsstörungen aufweisen. Dazu gehören unter anderem frühgeborene Kinder, Kinder nach einer schweren Geburt und Kinder mit angeborenen Fehlbildungen wie zum Beispiel komplexen Herzfehlern. Dabei wollen wir verstehen, welche Kinder besonders vulnerabel sind, und Interventionen entwickeln, welche die Entwicklungschancen dieser Kinder verbessern und dadurch zu einer höheren Lebensqualität führen.
Jenni: Was die Lehre betrifft, so haben wir die Aufgaben klar aufgeteilt: Bea verantwortet die Ausbildung und studentische Lehre in der Entwicklungspädiatrie. Zudem ist sie Direktorin des Clinical Science PhD Programmes und des Nachwuchsprogrammes «Filling the Gap» der medizinischen Fakultät. Ich bin zuständig für die Weiter- und Fortbildung in der Entwicklungspädiatrie: zum Beispiel für die postgradualen UZH-Zertifikatstudiengänge und den Basiskurs Entwicklungspädiatrie, den alle angehenden Schweizer Kinderärztinnen und Kinderärzte absolvieren müssen. Darüber hinaus leite ich die fakultäre Beförderungskommission.
Latal: Wichtig ist uns beiden auch die Förderung von Nachwuchsforschenden. Wir betreuen beide Masterstudierende und Doktoranden und Doktorandinnen in unseren jeweiligen Forschungsprojekten. Die Co-Leitung ermöglicht Synergien – zum Beispiel den gemeinsamen Research Lunch, den Retreat, die gemeinsamen Kolloquien. Von diesem Auf- und Ausbau eines gemeinsamen Wissensfundus innerhalb unserer Abteilung profitiert der Nachwuchs enorm.
«Wir haben rasch gemerkt, dass es einfacher und vor allem entlastend ist, wenn man Verantwortung teilen kann.»
Professor für Entwicklungspädiatrie
Jenni: So manche Chefetage hegt gegenüber Co-Leitungen immer noch gewisse Vorbehalte; das war zu Beginn unserer Zusammenarbeit auch so. Es gibt ja durchaus Beispiele, die gescheitert sind. In solchen Fällen braucht es eine sorgfältige Analyse, aus welchen Gründen die Zusammenarbeit nicht funktioniert hat.
Latal: Es kann bei zwei Verantwortlichen immer zu Unklarheiten und Spannungen kommen. Vorgesetzte und Teammitglieder wissen womöglich nicht ad hoc, an wen sie sich bei Problemen wenden sollen. Die Zuständigkeiten der beiden Co-Leitenden müssen darum klar sein und transparent kommuniziert werden.
Jenni: Fazit ist: Gemeinsam sind wir stärker. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass die UZH uns beide 2020 zu ausserordentlichen Professoren ad personam für Entwicklungspädiatrie ernannt hat.
Latal: Ein Jahr später erhielten wir von der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie den Guido Fanconi Gedenkpreis. Auch als Anerkennung für die Art und Weise, wie wir ein modernes Co-Leitungsmodell leben und das Gebiet der Entwicklungspädiatrie in der Schweiz und im Ausland bedeutend weiterentwickelt haben.
Prof. Bea Latal, Extraordinaria Entwicklungspädiatrie an der UZH, Co-Abteilungsleiterin, leitende Ärztin der Abteilung Entwicklungspädiatrie, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Entwicklungspädiatrie, Leiterin der Forschungsgruppe «Children’s Heart and Development».
Prof. Oskar Jenni, Extraordinarius Entwicklungspädiatrie an der UZH, Co-Abteilungsleiter, leitender Arzt der Abteilung Entwicklungspädiatrie, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Entwicklungspädiatrie, Fähigkeitsausweis für Schlafmedizin, Leiter der Zürcher Longitudinalstudien über die kindliche Entwicklung.