Forschung, Innovation, Nachwuchsförderung
Zusammenarbeit ist ein Schlüssel zum Erfolg in Forschung und Innovation. Deshalb fördert die UZH die interdisziplinäre und internationale Vernetzung.
Um komplexe Zusammenhänge zu verstehen und wissenschaftliche Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu finden, müssen unterschiedliche Perspektiven miteinander verbunden werden. Die Schwerpunkt- und Netzwerkförderung der UZH unterstützt Initiativen unterschiedlicher Grösse und Tragweite für neuartige interdisziplinäre Forschungskooperationen – die, wenn sie sich bewähren, mit Hilfe der Fakultäten verstetigt werden, so dass die eingesetzten Mittel der UZH und der Gesellschaft auf lange Sicht zugutekommen.
TRANSFORM ermöglicht One Health Institute
In diesem Sinne wurde 2023 auch das One Health Institute der UZH gegründet. Es handelt sich dabei um das erste Institut seiner Art an einer europäischen Universität und zugleich um das erste Institut der UZH, das von drei Fakultäten gemeinsam getragen wird, nämlich von der Vetsuisse-Fakultät, der Medizinischen und der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät.
«One Health» steht für einen Forschungsansatz, der verschiedenste fachliche Gesichtspunkte integriert, um die Wechselbeziehungen zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt zu verstehen. Die Gründung des Instituts verdankt sich der Eigeninitiative von Forschenden sowie einer langfristig ausgerichteten Förderstrategie. Die Anschubfinanzierung erfolgt über die Förderlinie TRANSFORM, die 2022 eingerichtet wurde, um Bottom-up-Initiativen von Forschenden zu beschleunigen, die zu einer strukturellen Weiterentwicklung der UZH führen.
2023 wurde im Rahmen von TRANSFORM die Anschubfinanzierung für ein neues interdisziplinäres Osteuropainstitut und ein BioVision Center gesprochen, das in Zusammenarbeit mit der Industrie unter anderem die zukunftsweisende Analyse von biologischen Bilddaten weiterentwickelt.
Bewährte Netzwerk- und Schwerpunktförderung
Neben der relativ neuen Förderlinie TRANSFORM bestehen als wichtigstes Instrument zur Schwerpunkt- und Netzwerkförderung an der UZH die Universitären Forschungsschwerpunkte (UFSP), die auf kompetitiver Basis für eine Laufzeit von acht oder zwölf Jahren festgelegt werden. Die derzeit 13 UFSP haben sich seit ihrer Einführung 2005 zu einem international ausstrahlenden Erfolgsmodell entwickelt. Sie leisten wichtige Beiträge sowohl für die Forschung als auch die Gesellschaft. So erhielten beispielsweise Leitungsmitglieder des UFSP LightChEC (Greta Patzke und David Tilley) 2023 eine Zuwendung der Werner Siemens-Stiftung in der Höhe von einer Million CHF.
Die UZH schafft Wissen für die Gestaltung der Zukunft – dank grenzüberschreitender Zusammenarbeit.
Einen Schwerpunkt in der medizinischen Forschung bildet die Präzisionsmedizin. Die Synergieeffekte sind hier sowohl im klinischen als auch im präklinischen Bereich gross. Die Präzisionsmedizin analysiert Muster, wie sich Krankheiten wie zum Beispiel Blutkrebs oder Hirntumoren entwickeln oder aber welche Auswirkungen ein Ereignis wie ein Hirnschlag hat – und sucht nach individuell wirksamen Therapien. Dazu braucht es nebst Daten in grosser Menge auch die nötige Infrastruktur.
Die UZH, die ETH Zürich und die vier universitären Spitäler treiben im Netzwerk der Universitären Medizin (UMZH) die Entwicklung der Präzisionsmedizin mit Schwerpunkt Präzisionsonkologie voran und haben dafür die drei Forschungszentren The LOOP Zurich, Tumor Profiler Center und Comprehensive Cancer Center Zurich aufgebaut.
Ein zentrales und verbindendes Element ist die Biomedizininformatik-Plattform (BMIP), die nach zweijähriger Vorbereitungszeit Ende 2024 in die Testphase gehen soll. Sie enthält biologische Daten aus Klinik und Forschung wie zum Beispiel Erbinformationen oder Bildgebungsdaten. Ziel ist es, die heterogenen Daten den FAIR-Prinzipien gemäss (auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar) zu einem homogenen Datenpool zu verarbeiten, der nicht nur von den Forschenden der UMZH, sondern der gesamten UZH für Forschungsprojekte genutzt werden kann. 2023 wurde entschieden, auch sämtliche Biobanken der UMZH in die BMIP zu integrieren, damit auch diese Daten den Forschenden zur Verfügung stehen. Zudem werden seit 2023 weitere Daten-Plattform-Projekte gefördert, wie zum Beispiel die «Zurich Precision Oncology for Children (ZPOC)».
Als Drehscheibe zwischen Forschung und Unternehmertum beschleunigt der UZH Innovation Hub die Umsetzung von Forschung in die Praxis. Er stärkt mit Lehrangeboten die unternehmerischen Kompetenzen von Forschenden und Studierenden, zudem unterstützen Personenförderprogramme wie das «Entrepreneur Fellowship-Programm» sowie die «UZH Innovation Grants» Forschende bei der Umsetzung von forschungsbasierten Ideen in Produkte, Services und Anwendungen. An vier der acht UZH-Ausgründungen im Jahr 2023 waren Entrepreneur Fellows beteiligt, zum Beispiel am Spin-off Seito Biologics AG, das eine Therapie für Autoimmunerkrankungen auf den Markt bringen will. Zudem stellt der Innovation Hub für einen auf drei bis vier Jahre befristeten Zeitraum finanzielle Mittel für den Aufbau strategischer Schwerpunkte zur Verfügung. 2023 bestanden vier Schwerpunkte: «Life Sciences», «Luft- und Raumfahrt», «Digitalisierung» sowie «Gesunde Langlebigkeit». Zwei davon haben das Ziel, organisatorisch und finanziell nachhaltige Clusterstrukturen zu etablieren, 2023 erreicht: Aus dem Schwerpunkt «Gesunde Langlebigkeit» entstand das Healthy Longevity Center, aus dem Schwerpunkt «Luft- und Raumfahrt» der Space Hub der UZH.
Healthy Longevity Center
Das Healthy Longevity Center, gefördert mit Zuwendungen der Velux-Stiftung, verfolgt neuartige Ansätze, um funktionale Fähigkeiten und die Lebensqualität im Alter zu fördern. Das internationale Netzwerk, das im Jahr 2023 dreissig Partnerschaften zählte, wurde über Jahre hinweg aufgebaut und hat internationale Standards in der Alternsforschung etabliert. Es entstand aus zwei interdisziplinären Kompetenzzentren und v.a. aus dem 2024 endenden Universitären Forschungsschwerpunkt «Dynamik des Gesunden Alterns».
Space Hub der UZH
Der Space Hub der UZH hat als Scharnier zwischen Wissenschaft und der aufstrebenden New Space Economy internationale Bedeutung erlangt. Er bündelt unter anderem die Forschung in den Bereichen Erdbeobachtung, Life Sciences, Astrophysik und Super-Computing sowie Autonomes Fliegen und Navigation und fördert deren Anwendung in der Wirtschaft. 2023 bestand das Space-Hub-Netzwerk aus 34 Forschungsgruppen und mehr als 25 Institutionen im In- und Ausland. 2024 wird er eine eigens für seine Zwecke umgebaute Multifunktionshalle im Innovationspark Zürich in Dübendorf mit Flugplatzanschluss beziehen und damit die Bedingungen für die Zusammenarbeit mit Firmen nochmals deutlich verbessern.
Internationalität ist eine Voraussetzung für exzellente, wirksame und wettbewerbsfähige Forschung – deshalb wird sie von der UZH gefordert und gefördert.
Ein bedeutender Schritt für die UZH war der Beitritt zu Una Europa 2022. Die elf Partneruniversitäten dieser führenden europäischen Hochschulallianz haben sich zu einer engen Zusammenarbeit in Forschung, Lehre und Administration verpflichtet. Das Potenzial für die UZH-Forschung ist gross, denn viele besonders forschungsstarke Bereiche an der UZH decken sich mit den sechs Fokusbereichen der Allianz: «Datenwissenschaft und Künstliche Intelligenz», «Europa und die Welt», «Kulturelles Erbe», «Nachhaltigkeit», «One Health» und «Zukünftige Materialien». Vorgesehen sind gemeinsame Drittmitteleinwerbungen, zum Beispiel bei Horizon Europe, zu dem die UZH auch in Zeiten der Nicht-Assoziierung so Zugang erhält.
Die UZH ist noch in zwei weiteren multilateralen Hochschulnetzwerken aktiv: Im Kreis der European Research Universities (LERU) und im Netzwerk Universitas 21 (U21). Weiter unterhält die UZH bilaterale strategische Partnerschaften mit ähnlich ausgerichteten Universitäten, die jüngste schloss sie 2023 mit der KU Leuven.
Um gut qualifizierten Postdoktorierenden attraktive Karrieremöglichkeiten jenseits einer Professur zu bieten, schuf die UZH 2022 im Rahmen des Projekts Next Generation@UZH neue Stellen für Lecturers und Senior Lecturers mit Fokus auf Lehre oder Forschung. 2023 wurden die ersten Lecturer-Stellen mit hervorragenden Nachwuchsforschenden besetzt. Zudem wurde ein neues Anstellungsmodell für Doktorierende und Assistierende etabliert (Umsetzung per 1.1.2024), das insbesondere die «Protected Time» – die Zeit für die eigene Forschung – klarer, transparenter und gesamtuniversitär einheitlicher regelt.