Storys aus Studium und Lehre
Die Welt verändert sich, und mit ihr die Art und Weise, wie Studierende lernen und Dozierende lehren. Entdecken Sie, wie UZH-Dozierende gemeinsam neue Idee für die Lehre realisieren und damit die gesamte Universität voranbringen.
Die Zukunft der Lehre an der UZH ist …
Das Medizinstudium an der UZH wird grundlegend neu ausgerichtet: Die Förderung von klinischem Denken und Handeln erhält gegenüber der reinen Wissensvermittlung mehr Gewicht.
Er wirke in Gesprächen mit Patientinnen oder Patienten immer noch unsicher. Dieses Feedback hat Medizinstudent Nasir im klinischen Untersuchungskurs erhalten. Wie kann er sich nun weiterentwickeln und seine kommunikativen Fähigkeiten verbessern?
Die Herausforderung
Der Schweizerische Lernzielkatalog Humanmedizin (PROFILES) verfolgt einen kompetenzbasierten Ansatz: PROFILES definiert Rollen, professionelle Aktivitäten und Situationen, die die Studierenden im medizinischen Alltag beherrschen sollten. Um diese Lernziele zu erreichen, müssen Lernende nicht nur Fachbücher wälzen, sondern dieses Wissen mit entsprechenden Hard und Soft Skills kombinieren. Während das frühere Curriculum auf das Vermitteln und Testen von Wissen fokussierte, steht neu klinisches Denken und Handeln im Mittelpunkt: Sie werden nicht mehr wie früher eher beiläufig in der Klinik erlernt, sondern während des Studiums explizit trainiert und überprüft. Diese Veränderung verlangt eine grundlegende Neuausrichtung der klassischen Medizinausbildung hin zum kompetenzorientierten Unterrichten. Doch wie lässt sich das bestehende, traditionsreiche Curriculum gemäss den neuen Lernzielen und Lehrkonzepten überarbeiten?
Die Ermöglicherinnen und Ermöglicher
Auf der Basis von evidenzbasierter Medizindidaktik sowie in regem Austausch mit anderen Medical Schools hat das Team Curriculumentwicklung der Medizinischen Fakultät eine Gesamtstrategie für die kompetenzbasierte Medizinausbildung an der UZH entwickelt. Das Projekt wird von der Universitären Lehrförderung (ULF) in der Förderlinie «program_innovation» unterstützt. Es besteht aus den drei Teilprojekten Lernbegleitung, neue Assessmentformate und Faculty Development, die in ihrem Zusammenspiel die moderne Lehr- und Lernkultur einläuten.
«Damit die Studierenden Kompetenzen entwickeln können, benötigen sie Feedback», erklärt Anna Brunello, die für die Umsetzung der Lernbegleitung verantwortlich ist. In halb- bis vierteljährlichen Coaching-Sessions werden die Studierenden in Zukunft ihre Stärken und ihr Entwicklungspotenzial reflektieren und ihr Lernen dementsprechend anpassen. Als Feedback-Quellen für den Entwicklungsstand der studentischen Kompetenzen greifen jedoch die üblichen Multiple-Choice-Prüfungen viel zu kurz. «Wir müssen neue formative Assessments entwickeln, die das Potenzial der Studierenden aufzeigen – zum Beispiel Simulationen oder Reflexionen», erklärt Judith Engeler Dusel, Gesamtleiterin des ULF-Projekts an der Medizinischen Fakultät. Begleitet wird die Reform vom Faculty Development, das alle Dozierenden in die aktuellen Lehrkonzepte einführt und in der didaktischen Umsetzung schult.
Der Lösungsansatz
Derzeit pilotieren Engeler Dusel und Brunello die Lernbegleitung mit 36 Studierenden und sechs Fakultätsmitgliedern im Joint Medical Master mit der Universität Luzern, um Machbarkeit und Erfolg eines solchen Coachings zu prüfen. Als Vorbereitung auf das Gespräch reflektieren die Studierenden ihr E-Portfolio, in dem sie Überlegungen, summative und formative Assessments sammeln. Idealerweise kommen sie mit einer Frage zum Coaching – so wie es Nasir getan hat.
Das Gespräch findet in Sechser-Gruppen statt, angeleitet von einem Dozenten oder einer Dozentin, die im Coaching trainiert ist und den Studierenden durch Fragen und Coaching-Techniken hilft, selbstständig einen möglichen Lernweg zu erkennen. Die persönliche Entwicklung ist im Medizinstudium mindestens genauso wichtig wie die fachliche: So erarbeiten die Studierenden beispielsweise Strategien, wie sie selbständig mit ihren individuellen Herausforderungen umgehen, innere Hindernisse überwinden oder evidenzbasiert lernen können. Das Ziel der Lernbegleitung ist, dass Studierende zu «Master Adaptive Learners» werden, die sich selbstgesteuert und lebenslang weiterbilden.
Die Zusammensetzung der Sechser-Gruppen ist bewusst durchmischt: Jede Studentin, jeder Student befindet sich in einem anderen Studienjahr. «Studierende können sich dadurch gegenseitig unterstützen und entwickeln dabei eigene Coaching-Kompetenzen», erklärt Brunello. Studien zeigen zudem, dass Lernende, die sich sozial eingebunden fühlen, bessere Leistungen erbringen und ihr Studium mit geringerer Wahrscheinlichkeit abbrechen.
Unsere Lehrgemeinschaft
Diese Form der Lernbegleitung ist schweizweit einzigartig und derzeit an keiner grösseren Medizinischen Fakultät etabliert. Doch auch das beste Konzept zur Curriculum-Entwicklung greift nicht, wenn nicht alle an einem Strang ziehen. Deshalb ist das Faculty Development – also die Weiterbildung der Dozierenden – das Herzstück der Gesamtstrategie.
«Wir möchten die Fakultät für den neuen Weg begeistern», erzählt Engeler Dusel. Ab 2024 wird das Team Curriculumentwicklung Dozierende in die neuen Lehrkonzepte einführen und sie bei der erfolgreichen Umsetzung im Unterricht unterstützen, anschliessend übernehmen auch diese Dozierenden als Multiplikatoren solche Instruktionsaufgaben. Durch den so entstehenden «Schneeballeffekt» verbreitet sich das didaktische Wissen effizient und niederschwellig innerhalb der gesamten Fakultät.
Die Erfahrungen, die die Medizinische Fakultät bei der Neugestaltung ihres Curriculums sammelt, sind für die gesamte Universität wertvoll. Denn die Hinwendung zu einer kompetenzbasierten und lernzielorientierten Studienplanung zeichnet sich auch in anderen Disziplinen ab.
Projekt: Curriculumentwicklung Medizinische Fakultät, unterstützt durch die Förderlinie program_innovation der Universitären Lehrförderung (ULF)
Ebene: Curriculum Bachelor- und Masterstudium
Verantwortliche Projekt: Prof. Dr. med. Dominik Schaer, Dr. Yasmin Bayer, KD Dr. med. MME Judith Engeler, pract. med. Micha Gundelfinger, Dr. med. MME Anna Brunello, Dr. Nina Galushko-Jäckel, PD Dr. med. Fabian Morsbach
Fakultät: Medizinische Fakultät
Die Zukunft der Lehre an der UZH ist …
Im Projekt «Stadt ohne Papiere» untersuchen Studierende kollaborativ die prekären Lebensbedingungen von Sans-Papiers. Das neuartige Lehrformat widmet sich aktuellen Themen der Stadtforschung und hinterfragt dabei die klassischen Rollen in Wissenschaft und Lehre.
Wie wohnen Sans-Papiers in Zürich? Welche Probleme stellen sich ihnen – etwa bei der Wohnungssuche? Solchen Fragen waren Studierende im Frühjahrssemester 2023 auf der Spur.
Die Herausforderung
Im Projekt «Stadt ohne Papiere» arbeiten Dozierende und Studierende mit neun Sans-Papiers sowie Mitarbeitenden der Sans-Papier Anlaufstelle Zürich zusammen. «Wir möchten nicht im Elfenbeinturm sitzen, sondern Forschung und Lehre partnerschaftlich gestalten», sagt Stadtforscherin Julie Ren. Die Herausforderung bestand darin, Prinzipien partnerschaftlicher transdisziplinärer Zusammenarbeit, die sich in der Stadtforschung bewährt haben, auf die Lehre zu übertragen.
Die Ermöglicherinnen und Ermöglicher
Entwickelt hat das forschungsbasierte Lehrformat «Stadt ohne Papiere» die Initiative «Züri Urban» der Abteilung für Sozialgeographie und Stadtforschung am Geographischen Institut der UZH. Bereits zweimal haben die Stadtforscherin Julie Ren und die Sozialgeographie-Professorin Hanna Hilbrandt das Wahlmodul mit Sans-Papiers und der Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich (SPAZ) durchgeführt. Masterstudierende experimentieren in diesem Modul mit innovativen Formen der gemeinsamen Wissensproduktion: Sie lernen nicht über, sondern gemeinsam mit Sans-Papiers.
Das neuartige Setting stellt nicht nur die traditionelle Rollenverteilung von Lehrenden und Lernenden auf den Kopf, sondern hinterfragt auch die klassische Unterteilung von Forschenden und Beforschten: Wer ist denn eigentlich Expert:in für die Situation der Sans-Papiers? Sind es tatsächlich die Forschenden? Oder nicht viel eher die Sans-Papiers selbst? Das Projekt durchleuchtet die gängigen Annahmen zum Thema und schliesst – durch kollektive Recherche – aktuelle Wissenslücken.
Der Lösungsansatz
In forschungsbasierten Lehrformaten nehmen Studierende aktiv an der Wissensproduktion teil und lernen so den Forschungsprozess von der Definition der Fragestellung bis hin zur Publikation kennen. Die aktive Arbeit motiviert und befähigt sie, eigenständig Forschungsfragen zu lösen. Dieses Ziel verfolgt auch das Projekt «Stadt ohne Papiere».
Für die gemeinsame Arbeit musste eine Vertrauensbasis geschaffen werden, dazu wurde ein geschützter Rahmen etabliert, in dem sich alle Beteiligten einschliesslich der Sans-Papiers offen äussern konnten und in dem Fragen zu Rollen, Zielen, Interessen und Anonymität geklärt wurden. Das Forschungskollektiv teilte sich in drei gemischte Gruppen auf und nahm die Wohnungssuche der Sans-Papiers, den Wohnalltag und die damit verbundenen rechtlichen Widersprüche unter die Lupe.
Um passende qualitative Methoden zu finden, mussten die Teilnehmenden kreativ werden: Aufgrund der Sprachbarrieren konnten sie sich nicht ausschliesslich auf Interviews und Umfragen verlassen. Abhilfe schufen neue Methoden wie beispielsweise mehrsprachige Forschungstagebücher. Auch die Wissenschaftskommunikation gehörte zum Modul. Die Studierenden dokumentierten Teile ihrer Erkenntnisse auf dem Blog «Züri Urban» und in einem Artikel auf der Online-Plattform «Tsüri».
Unsere Lehrgemeinschaft
Die kollaborative Lehrforschung sensibilisiert Studierende für unterschiedliche Sichtweisen und führt sie an die Koproduktion von Wissen heran. Informelle Gespräche, gemeinsame Mittagessen oder Aktivitäten ausserhalb des Projekts ermöglichten es allen Beteiligten, Hürden und Vorurteile abzubauen und sich auf Augenhöhe zu begegnen.
Die Zusammenarbeit mit einer vulnerablen Gruppe, wie es die Sans-Papiers sind, schärfte den Blick den Beteiligten für unterschiedlichste Aspekte kollaborativer Lehrforschung. Zum Beispiel: Wie gross ist das Sicherheitsrisiko beim Austausch von Telefonnummern? Zu welcher IT-Infrastruktur haben Sans-Papiers Zugang? Haben alle Beteiligten das gleiche Verständnis von Forschung? Und was bedeutet es, fair und auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten?
Damit interessierte Dozierende bei der Planung, Durchführung und Evaluation von ähnlichen kollaborativen Lehrforschungsprojekten nicht bei null anfangen müssen, haben Hilbrandt und Ren ihre Erkenntnisse in einem Toolkit niedergeschrieben. Darin gehen sie auf mögliche Schwierigkeiten ein und liefern Checklisten und Beispiele. «Reflexion ist zentral, um Lehre weiterzuentwickeln», erklärt Ren. «Mit dem Toolkit machen wir unsere Erfahrungen für andere nutzbar.»
Projekt: KoLab – Kollaborative Lehrforschung in der Stadt («Stadt ohne Papiere»), unterstützt durch die Förderline open_innovation der Universitären Lehrförderung
Ebene: Methoden-Modul für Geographiestudierende auf Masterstufe (Wahlpflichtmodul)
Verantwortliche Projekt: Prof. Dr. Hanna Hilbrandt, Dr. Julie Ren
Website: https://www.zueri-urban.com/
Fakultät: MNF, Toolkit für alle Fakultäten
Fachbereich: Sozialgeographie und Stadtforschung
Die Zukunft der Lehre an der UZH ist …
UZH-Dozierende entwickeln ein Onlinetool, das Studierende auffordert, Prüfungsfragen zum Unterrichtsstoff zu formulieren. Davon profitieren beide Seiten: Die Studierenden festigen ihr Wissen, und die Dozierenden erfahren, wo die Herausforderungen des Stoffs liegen.
Es ist kurz vor Mitternacht und morgen steht die Prüfung an: Für Belinda ist der Polymorphismus in der Programmierung immer noch ein Rätsel. Vielleicht hätte sie doch nicht erst gestern mit dem Lernen anfangen sollen?
Die Herausforderung
«Wir beobachten, dass Studierende mehr und mehr dazu tendieren, erst kurz vor den Prüfungen zu lernen», erklärt Harald Gall, Informatikprofessor und Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WWF). «Das führt aber nur zu bescheidenem kurzfristigem Erfolg und selten zu tiefem Verständnis und Langzeitwissen.» Das wird zum Problem, denn es braucht dieses fest im Gedächtnis verankerte Wissen als Basis, um später vernetzt und kritisch an Herausforderungen im studierten Fachgebiet herangehen zu können. Studien zeigen, dass Lernende neue Inhalte besser verknüpfen, wenn sie sie regelmässig anwenden und in andere Formate übersetzen. Doch wie können Dozierende die Studierenden dazu motivieren, sich kontinuierlich und intensiv mit den Inhalten der Lehrveranstaltungen auseinanderzusetzen?
Die Ermöglicherinnen und Ermöglicher
Gemeinsam mit seinem Postdoktoranden Carol Alexandru hat sich Gall über diese Fragen Gedanken gemacht. Denn insbesondere in den Grossveranstaltungen der Grundausbildung ist es eine Herausforderung, Studierende aktiv zu beteiligen. In Zusammenarbeit mit dem Team «Digitale Prüfungen und Lehre» des Dekanats und dem Institut für Informatik haben die beiden Visionäre ein Konzept mit doppeltem Nutzen erarbeitet: Im «Crowdsourced Durable E-Learning Tool» erhalten Studierende regelmässig die Aufgabe, mögliche Übungs- und Prüfungsfragen zum behandelten Stoff zu formulieren. Die Fragen werden anschliessend gesammelt und bewertet. Den Dozierenden dienen sie auch als Input zur Erstellung von Übungen, Selbsttests oder auch der Prüfung. Es sind willkommene Beiträge, denn im Zeitalter von Open-Book-Online-Prüfungen und ChatGPT ist das Schreiben von guten Prüfungen besonders zeitaufwändig geworden: «Um Betrug zu verhindern, braucht es oft zehn verschiedene Varianten einer Frage», erklärt Alexandru. «Da kann uns der Fragepool unterstützen, den wir mithilfe der Studierenden aufbauen.»
Der Lösungsansatz
Das interaktive Unterrichtstool, das Alexandru derzeit entwickelt, soll künftig auf der Lernplattform OLAT zu finden sein. Als Teil der üblichen Wochenaufgaben fordert es die Studierenden dazu auf, Prüfungsfragen zum soeben behandelten Themengebiet zu entwickeln und einzureichen. Nachdem solche möglichen Prüfungsfragen eingegangen sind, spielt das Unterrichtstool allen anderen Studierenden zehn Fragen zu, die sie lösen und gemäss vorgegebenen Kriterien wie Qualität, Schwierigkeit und Zeitaufwand bewerten sollen. Danach sortieren Machine-Learning-Algorithmen ähnliche Fragen aus und helfen auch, allfällige Fehler zu korrigieren.
Die Assistierenden und Dozierenden treffen nun aus einer kleinen Menge von qualitativ vorgeprüften Fragen eine Auswahl, sei es für eine Zwischenprüfung, eine neue Aufgabe oder eine Schlussprüfung. Dieses mehrstufige Verfahren filtert somit die besten Fragen aus einer sehr grossen Menge potenzieller Fragen heraus, die die Dozierenden anschliessend begutachten und verwenden können.
Über die Jahre wächst so ein hochwertiger Frage-Pool heran – zum Nutzen von Lernenden und Dozierenden: Studierende festigen während der Wochenaufgabe nicht nur ihr Wissen, sondern können sich aus der entstandenen Fragensammlung innert weniger Sekunden Tests zusammenstellen lassen, um für die Prüfung zu üben. Für Dozierende vereinfacht sich zusätzlich die Handhabung von Repetitionsprüfungen und Auswahltests für neue Masterstudierende. Aufgrund der unzähligen und einfach zu generierenden Testvarianten wäre es in Zukunft sogar denkbar, dass die Prüfungen nicht mehr zu einem fixen Zeitpunkt stattfinden, sondern von den Studierenden in einem Prüfungscenter absolviert werden, sobald sie sich gut vorbereitet fühlen.
Unsere Lehrgemeinschaft
Dass die Studierenden so eng in die Lehre miteinbezogen werden, hat mehrere Vorteile: Einerseits motiviert es sie, sich besser und früher auf die Prüfung vorzubereiten. «Um gute Fragen formulieren zu können und dadurch Bonuspunkte zu erhalten, müssen sich die Lernenden bereits in den Stoff eingelesen und die Konzepte verstanden haben», erklärt Gall. Andererseits schafft die innovative Herangehensweise mehr Transparenz im Hinblick auf die Prüfung, sodass Lernende sich sicherer fühlen und bessere Ergebnisse erreichen können.
Auch andere Fakultäten interessieren sich für das Durable Learning Tool. 2024 wird es in Form eines Pilotprojekts in unterschiedlichen Lehrveranstaltungen der UZH getestet und steht ab 2025 auf OLAT allen interessierten Dozierenden zur Verfügung. Obwohl sich die Lehrinhalte an den UZH-Fakultäten unterscheiden, sind die angewandten Lernmethoden oft die gleichen. Methodische Unterrichtstools können deshalb in unterschiedlichen Fächern genutzt werden und wirken dabei als wahre Brückenbauer: «Sie fördern Kommunikation und Austausch über Disziplinen hinweg», erzählt Alexandru.
Projekt: Crowdsourced e-Assessment for Durable Learning, gefördert von focus_innovation
Ebene: Tool für den Einsatz in Lehrveranstaltungen
Verantwortliche Projekt: Prof. Dr. Harald Gall, Dr. Carol Alexandru
Fakultät: Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät / zugänglich für alle Hochschulen, die OLAT nutzen
Die Zukunft der Lehre an der UZH ist …
In digitalen Selbstlernbereichen können Studierende Lernprozesse ihren individuellen Bedürfnissen anpassen und Inhalte in ihrem eigenen Tempo vertiefen. Eine an der UZH entwickelte Online-Schulung unterstützt Dozierende beim Aufbau eigener E-Learning-Angebote.
Die Vorlesung über Produktion und Kosten in Unternehmen fand Maurus besonders interessant. Allerdings ging es ihm etwas zu schnell, als die Dozentin die unterschiedlichen Kostenarten präsentierte. Deshalb möchte er heute Nachmittag das Thema im digitalen Selbstlernbereich nochmals repetieren und mit den dort bereitgestellten virtuellen Karteikarten üben.
Die Herausforderung
Studierende unterscheiden sich im Hinblick auf ihr Vorwissen, ihre Interessen und ihre Lerngeschwindigkeit. Während Dozierende im Kleingruppenunterricht problemlos auf individuelle Voraussetzungen eingehen können, braucht es in Grossveranstaltungen meist zusätzliche Hilfsmittel: Online-Lernangebote sind eine ideale Ergänzung zu Präsenzveranstaltungen, da sie es Studierenden ermöglichen, Inhalte individuell zu vertiefen. Doch der Aufbau von digitalen Selbstlernbereichen ist zeit- und kostspielig und verlangt neben didaktischen ein hohes Mass an technischen Fähigkeiten. Wie können wir interessierte Dozierende möglichst effizient in den nötigen digitalen Skills schulen?
Die Ermöglicherinnen und Ermöglicher
«Natürlich mit Hilfe eines digitalen Selbstlernbereichs für Dozierende», hat sich Consuela Müller, Leiterin des ECON Teaching Centers an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WWF) gedacht. Gefördert durch das Projekt «Digital Skills for You (DISK4U)» hat sie eine Online-Schulung entwickelt, die Schritt für Schritt aufzeigt, wie E-Learning-Angebote für Studierende erstellt werden können.
Müller schöpft dabei aus ihrer langjährigen Erfahrung: Seit 2014 gestaltet sie für das Institut für Volkswirtschaftslehre die E-Learning-Plattformen für alle Pflichtveranstaltungen
der Assessment- und Bachelorstufe mit mehr als 1000 Studierenden pro Semester. Sie erinnert sich noch gut daran, wie sie ihr erstes Lernvideo im stillen Kämmerchen gedreht hat. Heute kommt ihre Arbeit hochprofessionell daher: Selbst designte, nutzerfreundliche Oberflächen auf der Lernplattform OLAT, interaktive Videos, innovative Lerntools und spielerische Wissensüberprüfung.
«Mein Team und ich haben extrem viel dazugelernt», sagt Müller. Dieses Wissen möchte sie mit der Schulung «Digitales Selbstlernen» allen Dozierenden der UZH zur Verfügung stellen. Über die Lernplattform OLAT können Interessierte kostenlos darauf zugreifen und mit der Konzeption eigener Selbstlernbereiche beginnen.
Der Lösungsansatz
In drei Modulen vermittelt die Schulung das nötige didaktische und technische Wissen. In einem ersten Schritt werden die Interessierten in den Aufbau eines Lernbereichs eingeführt und über deren Vorteile und Grenzen informiert. Denn eine digitale Ergänzung zur Präsenzveranstaltung lohnt sich erst bei sich wiederholenden Kursen mit über 50 Teilnehmenden. Auf Basis der Lernziele der eigenen Lehrveranstaltung wählen die Dozierenden anschliessend einen passenden Kurstyp aus und fügen mit Hilfe einer bebilderten Anleitung erste Kursbausteine hinzu. Fortgeschrittene können ihr Kurs-Design mit einem selbst geschriebenen HTML-Template personalisieren.
Der zweite Teil der Schulung widmet sich der Erstellung von Lernvideos. «Damit lassen sich komplexe Inhalte intuitiv und leicht verständlich vermitteln», erklärt Müller. Studien haben gezeigt, dass das Lernvideo-Format einen signifikanten Einfluss auf den Lernerfolg hat. Deshalb vermittelt das ECON Teaching Center, welche Formate für welche Lernziele geeignet sind und wie Interaktionselemente zum aktiven Mitdenken anregen.
Damit die Dozierenden mit der Produktion gleich loslegen können, hat Müller ihre praktischen Erfahrungen niedergeschrieben: Von der Qualität von Kameras und Mikrofonen über das Schneiden und Publizieren bis hin zu rechtlichen Belangen erklärt sie alles feinsäuberlich mit Bildern, Beispielen und Videos. Besonders hilfreich sind die Listen mit geeigneten Bearbeitungssoftwares und Tutorials, zum Beispiel zur Erstellung von Animationen.
Das letzte Modul widmet sich der Wissensüberprüfung. Denn nur mit Hilfe von Aufgaben und Feedback können die Studierenden erkennen, ob sie die Lerninhalte korrekt verstanden haben. Anhand von Tutorials ergänzen die Dozierende ihren digitalen Selbstlernbereich mit Tools zur Wissensüberprüfung – also zum Beispiel mit Lückentexten, Lernkarten oder Single-Choice-Fragen. Dabei sollen die Fragetypen möglichst das finale Prüfungsformat widerspiegeln.
Unsere Lehrgemeinschaft
«Digitales Selbstlernen» hält für jeden etwas bereit: Dozierende, die den Kurs von A bis Z durcharbeiten, stehen anschliessend mit ihrem eigenen Selbstlernbereich da. Doch ebenso gut können sie sich punktuell inspirieren lassen und einzelne Elemente in ihre Lehre einbauen.
Das Projekt von Müller ist ein gelungenes Beispiel für die kollaborative Lehrgemeinschaft an der UZH: Die Lehrentwicklerin teilt ihre über Jahre hinweg erarbeitete Expertise mit den Dozierenden. Deren Feedback wiederum hilft Müller dabei, das Angebot stetig zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dieser Dialog zwischen Angebotsentwickler:innen und Nutzer:innen sei zentral, um gute digitale Selbstlernbereiche aufzubauen, sagt Müller. Deshalb empfiehlt sie den Dozierenden eine enge Zusammenarbeit mit den Studierenden.
Projektname: Digitales Selbstlernen
Ebene: Schulung für Dozierende
Projektverantwortliche: Consuela Müller
Fakultät: Die Online-Schulung ist zugänglich für Dozierende aller Fakultäten
Entwickelt am: ECON Teaching Center im Rahmen des Projekts DISK4U
Die Zukunft der Lehre an der UZH ist …
Im neuen Master-Studienprogramm «DSI Minor Digital Skills», das im Herbst 2024 an der UZH lanciert wird, erwerben Studierende nicht nur digitale Fertigkeiten, sondern suchen gemeinsam mit Forschenden auch Antworten auf aktuelle Fragen. Ein neues Konzept, das die Beteiligten auf die Zukunft vorbereitet – und die UZH weiterbringt.
Nach ihrem Abschluss möchte die Biomedizinstudentin Feng digitale Gesundheitsangebote entwickeln, um Lücken in der Gesundheitsversorgung zu schliessen. Deshalb hat sie sich vorgenommen, ihre Studienzeit zu nutzen, um sich die nötigen technischen Fähigkeiten anzueignen und sich zugleich eine Übersicht über die ethischen und rechtlichen Aspekte ihres Bereichs zu verschaffen.
Die Herausforderung
Die digitale Transformation bietet viele Chancen, Probleme in einer neuen Art und Weise anzupacken, und sie verändert unsere Arbeitswelt. Studierende müssen am Ball bleiben und sich laufend neue Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Werkzeugen aneignen. Dabei dürfen sie die kritische Reflexion nicht vergessen. Auch soziale und kommunikative Kompetenzen sind wichtig. Oft sind heutige Herausforderungen so komplex, dass sie nur mit Hilfe von interdisziplinären Teams gelöst werden können. Wie können wir die Studierenden auf diese anspruchsvolle Arbeitswelt vorbereiten? Wie rüsten wir sie mit praktischen Fähigkeiten und der nötigen Weitsicht aus?
Die Ermöglicherinnen und Ermöglicher
Die Digital Society Initiative (DSI) ist ein Kompetenzzentrum der UZH, das sich der digitalen Transformation von Gesellschaft und Wissenschaft widmet. Die über dreissig an der DSI angesiedelten Professuren erforschen den digitalen Wandel und nutzen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung, um zukünftige Entwicklungen in Gesellschaft, Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu gestalten. Zudem stellt die DSI Lehrangebote für Studierende aller Fakultäten bereit, die sich mit der digitalen Transformation auseinandersetzen und diese aktiv mitgestalten möchten.
2024 lanciert die DSI ein einzigartiges Minor-Studienprogramm, das auf die Bedürfnisse von Studierenden wie Feng zugeschnitten ist. Das Curriculum wird jährlich aktualisiert und kann dadurch auf gegenwärtige Entwicklungen reagieren. Studierende lernen nicht nur Programmieren, sondern wenden die erworbenen Skills direkt in interdisziplinären Problemstellungen an. «Es ist kein Mini-Informatikstudium, sondern ein Studienprogramm mit viel breiterem Ansatz», fasst die Curriculumsentwicklerin Ursula Brack zusammen. Der Minor, den Studierende aller Fakultäten belegen können, sensibilisiert die Teilnehmenden für die begleitenden ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen und integriert unterschiedliche Perspektiven und Methoden. «Hier wird Transdisziplinarität als Wert an sich gelernt», erklärt Titus Neupert, Co-Direktor der Digital Society Initiative.
Der Lösungsansatz
Die Kombination von Hard und Soft Skills, die in der heutigen Arbeitswelt gefragt ist, findet sich auch im Studienprogramm wieder: «Interdisciplinarity and Digital Transformation», «Programming, Machine Learning & AI» und «Digital Skills & Tools» nennen sich die drei Modulgruppen des Studienprogramms. Dabei definieren die Studierenden individuell, welche Fähigkeiten sie sich aneignen wollen. Der transdisziplinäre Kurs «Teamwork on Digital Transformation Challenges» bildet das Herzstück: Hier setzen die Studierenden ihre unterschiedlichen fachlichen Hintergründe und die erworbenen digitalen Fertigkeiten ein, um gemeinsam innovative Lösungen für reale Herausforderungen zu entwickeln.
Die sogenannten «Challenges», von denen die Studierenden eine wählen und in einem interdisziplinären Team bearbeiten, werden von UZH-Forschenden gestellt. Es handelt sich dabei um eine aktuelle Fragestellung, die in ihrem Forschungsbereich in Bezug auf die digitale Transformation relevant wird. «Das Tolle daran ist, dass die Lehrinhalte bereits im DSI-Netzwerk existieren», sagt Brack. «Wir brauchen bloss die richtigen Menschen zusammenzubringen.»
Im Herbstsemester 23 haben Neupert und Brack das neuartige Kursformat mit zwei Challenges getestet: Janna Hastings, Professorin für Medical Knowledge and Decision Support, hat die Studierenden eingeladen, zu erforschen, welche anatomischen Fehler bildgenerierende KI macht und mit welchen Prompts sich diese minimieren lassen. Anschliessend trainierten die Lernenden ein KI-Modell, um herauszufinden, wie stark es sich verbessern kann.
Weniger lösungsorientierte, sondern eher reflektierende Antworten suchte die Challenge von Fabian Winiger, der im Bereich Digital Religions forscht. Er beobachtete, dass die teilweise extrem realistische Virtual Reality (VR) oft für Shooter-Games eingesetzt wird und fragte: Wie kann VR für etwas Sinnvolles eingesetzt werden? Anhand eines digital-ethnologischen Ansatzes untersuchten die Studierenden bestehende virtuelle Realitäten, die Empathie oder Gemeinschaft anregen, Bewunderung oder Inspiration auslösen.
Anhand der Challenges und mit den beiden Forschenden als Supervisor setzten sich die Teams mit den Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung auseinander. Im Laufe der Projektarbeit konnten sich die Studierenden immer wieder mit weitere Expert:innen austauschen und neue Inputs erhalten. «Die enge Zusammenarbeit zeigt, dass Lehre für die Forschung gewinnbringend sein kann», erklärt Neupert. Zugleich treibt das Teamwork-Modul die Weiterentwicklung des Curriculums an: Die Challenges weisen darauf hin, welche Digital Skills für die Studierenden in Zukunft relevant werden.
Unsere Lehrgemeinschaft
All diese Prozesse spielen sich immer montags – dem «Minor Monday» – in den Räumen der DSI ab. Denn Neupert und Brack haben die Vorteile von Präsenz und informellen Gesprächen erkannt: Bei Kaffee und gemeinsamem Mittagessen entsteht ein Austausch auf Augenhöhe, Nähe und Vertrauen.
Dieses Netzwerk ist wohl die wichtigste Komponente des ersten UZH-Studienprogramms, das nicht an einer Fakultät angesiedelt ist. «Für transdisziplinäre Lehre braucht es alle», sagt Brack. Das Curriculum des Minors entwickeln Neupert und Brack deshalb gemeinsam mit einer Community of Practice (CoP), an der nicht nur Dozierende, sondern auch Forschende, Studierende und Facilitators teilnehmen können – ganz ohne Verpflichtungen. Regelmässig lädt die DSI Interessierte zu CoP-Meetings ein, wo Projektideen und die aktuelle Entwicklungen besprochen werden. In solchen Brainstorming-Sitzungen entstanden beispielsweise die Challenges oder auch die Inhalte des Einführungsmoduls «Digital Transformation – a Scientific Overview». «Wir möchten zeigen, wie wertvoll die Volluniversität ist – wie innovativ wir sind, wenn alle zusammenkommen», sagt Neupert.
Projekt: Der DSI Minor Digital Skills wird mehrheitlich durch Mittel der DIZH finanziert. Einzelne Module werden unterstützt durch die Förderlinie program_innovation der Universitären Lehrförderung (ULF) und das Programm P-8: Digital Skills for You von swissuniversites.
Ebene: Master-Minor-Studiengang, zugänglich für alle Studierenden der UZH
Verantwortliche Projekt: Prof. Dr. Titus Neupert, Ursula Brack
Website: https://www.dsi.uzh.ch/de/education/digital-skills.html
Konzipiert und durchgeführt von: Digital Society Initiative (DSI)
Die Zukunft der Lehre an der UZH ist …
Der Una Europa Joint Bachelor in European Studies ermöglicht es Studierenden, an bis zu drei europäischen Universitäten zu studieren. Ab 2025 beteiligt sich die UZH an diesem einzigartigen Studienprogramm.
Reisen, sein Studium frei gestalten, unterschiedliche Kulturen und Sprachen kennenlernen: Wie viele andere Studierende auch reizt Francesca die Aussicht auf internationalen Austausch. Sie möchte Europa entdecken und von den Angeboten renommierter Universitäten profitieren.
Die Herausforderung
Eine internationale Ausbildung verbessert die beruflichen Perspektiven der Studierenden erheblich, denn Weltgewandtheit und interkulturelles Verständnis sind auf dem globalen Arbeitsmarkt gefragt. Trainingsmöglichkeiten dazu bieten multikulturellen Teams an der UZH oder Austauschsemester an ausländischen Universitäten. Der UZH ist es ein Anliegen, sowohl die Diversität der UZH-Community als auch die Studierendenmobilität zu fördern.
Die Ermöglicherinnen und Ermöglicher
Hochschulnetzwerke sind wichtige Treiber von innovativen und international ausgerichteten Lehrformaten. Seit 2022 ist die UZH Mitglied von Una Europa. Die Partneruniversitäten dieser führenden europäischen Hochschulallianz arbeiten in Lehre, Forschung und Administration zusammen, Ziel ist unter anderem die Förderung der Studierendenmobilität. So können UZH- Studierende von Lehrangeboten anderer Una-Europa-Universitäten profitieren.
Ein ganz besonderes Angebot ist der Bachelor of Arts in European Studies (BAES), den acht der elf Una-Europa-Universitäten vor zwei Jahren lanciert haben. Als neunte Universität wird sich die UZH anschliessen, die Vorbereitungen dazu sind im Gang. Ab 2025 wird man den einzigartigen Joint Bachelor Degree auch an der UZH studieren können. Geplant für 2026 ist ausserdem ein Joint Bachelor in Sustainability.
Der Lösungsansatz
Der Bachelor of Arts in European Studies ermöglicht es, drei Jahre lang an drei unterschiedlichen Universitäten Europawissenschaften zu studieren. Er behandelt grundlegende Aspekte und Werte der europäischer Staaten und Gesellschaften und leitet Studierende dazu an, die Rolle Europas in der Welt aus verschiedenen fachlichen Perspektiven zu untersuchen und zu reflektieren. «Der Clou dabei ist, dass sich der Inhalt in der Form spiegelt», erklärt Annika Martin, die das Projekt von Seiten der UZH organisiert. «Dank der Möglichkeit, an bis zu drei Universitäten zu studieren, können die Teilnehmenden Europa unmittelbar erleben.»
Ihren Bachelor beginnen BAES-Studierende in Leuven, Bologna, Madrid oder Krakau. Dort absolvieren sie ein gemeinsames Grundstudium von drei Semestern und wählen anschliessend je ein Haupt- und ein Nebenfach aus sieben Spezialisierungen. Diese Spezial-Tracks werden auch in Berlin, Helsinki, Edinburgh und Paris angeboten, ab 2025 auch in Zürich. Dreissig der insgesamt 240 Studierenden des Bachelors werden damit die Chance erhalten, einen Teil des Bachelors in European Studies an der UZH zu absolvieren. Die Teilnehmenden des Studiengangs stammen aus aller Welt. «Das ist eine Herausforderung und eine Bereicherung zugleich», sagt der designierte Studienprogrammdirektor Peter Finke.
Mit Politics, Philosophy, History, und Law wird die UZH zunächst vier der sieben Spezialisierungen anbieten. Ein zusätzlicher Track – Languages and Cultures – ist für 2026 geplant. Derzeit stellen Finke und Martin in Absprache mit den jeweiligen Fakultäten das Kursangebot zusammen. Neben einzelnen neuen Lehrveranstaltungen speist sich das Programm vor allem aus bestehenden Modulen.
Mit dem breitgefächerten Angebot kommt der Joint Bachelor der steigenden Nachfrage nach flexiblen und internationalen Lehrangeboten nach. «Studierende erwerben Wissen gezielt an Universitäten mit entsprechenden Schwerpunkten», erklärt Martin. Die Teilnahme am Studienprogramm ist daher für die UZH auch eine Chance, international auf ihre Stärken aufmerksam zu machen und dadurch talentierte Studierende anzuziehen. «Die UZH verfügt beispielsweise über viel Expertise in den Beziehungen Europas mit dem Rest der Welt», sagt Finke. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Kunst- und Kultur – das alles sind Themenbereiche, die im Zusammenhang mit den European Studies relevant sind, und in denen die UZH viel zu bieten hat.
Unsere Lehrgemeinschaft
Die Hochschulallianz Una Europa ermöglicht den beteiligten Universitäten, gemeinsam innovative Lehrformate zu entwickeln und die Hochschulbildung neu zu denken. Dank der Kollaboration kann der Bachelor in European Studies eine grosse Bandbreite an europawissenschaftlichen Themengebieten anbieten. «Ich sehe unglaubliches Potenzial für die Lehre – gerade auch für kleinere Fächer, bei denen eine Universität nicht alle Aspekte alleine abdecken kann», fasst Finke zusammen.
Doch solch ambitiöse Projekte kommen selten ohne zusätzliche Kraftanstrengung aus: Der Organisationsaufwand für den Bachelor, dessen Hauptadministration in Belgien sitzt, ist hoch: «Allein die unterschiedlichen Auffassungen des Bologna-Systems und die verschiedenen akademischen Kalender zusammenzubringen, ist sehr komplex», sagt Martin. Nichtsdestotrotz ist die Teilnahme am BAES für die UZH eine Chance, die Zukunft der Lehre auf internationaler Ebene aktiv mitzugestalten.
Projekt: Una Europa Joint Bachelor of Arts in European Studies
Ebene: Studienprogamm
Verantwortliche Projekt: Prof. Dr. Peter Finke, Dr. Annika Martin
Website: https://www.una-europa.eu/study/baes
Förderung: Unterstützt durch die Förderlinie global_innovation der Universitäre Lehrförderung (ULF)
Fakultät: Philosophische und Rechtswissenschaftliche Fakultät
Mit dem «UZH-Curriculum» hat das Prorektorat Lehre und Studium im Zusammenhang mit der Initiative «Zukunft der Lehre an der UZH» universitätsweite Qualitätsstandards für attraktive Studienangebote etabliert. Demgemäss ist gute Lehre forschungsbasiert, lernzielorientiert, aktivierend, individualisiert, transdisziplinär und international. Die hier vorgestellten Lehrformate sind Beispiele dafür, wie diese Qualitätsstandards umgesetzt werden können. Das «UZH-Curriculum» bietet den Fakultäten einen Orientierungsrahmen zur Evalutation und Weiterentwicklung von Studienprogrammen, Modulen und den dazugehörigen Lehrveranstaltungen.